Wenn die Wurzener zur Kirche gehen sollen, laufen sie zum Thore hinaus.
Leo, der in seiner (grössern) Beschreibung des Königreichs Sachsen (Leipzig 1852, S. 84), dies alte Sprichwort anführt, sagt, es erkläre sich daraus, dass Wurzen innerhalb seiner vier Thore, mit Ausnahme des Rath- und Brauhauses, keine öffentlichen Gebäude habe. Es hatte früher zwar 110 Feuerstellen, aber weder Kirche noch Schule, keine Badestube, keine Garküche und keine Schmiede innerhalb der Stadt. Alle diese Anstalten waren vor dem Thore derselben; daher hatte man auch folgendes Räthsel, welches zugleich als Wahrzeichen der Stadt Wurzen galt: »Rath', wenn du rathen kannst, wo ist doch solche Stadt, die weder Schmied, noch Schul', noch Kirch', noch Pfarrer hat, da auch ein solches Dach ist auf ein Thor gebracht, das weder Gott, noch Mensch, noch Teufel hat gemacht.« (Vgl. Chr. Schöttgen, Historie der churfürstlichen Stadt Wurzen, Leipzig 1717, S. 10, u. Grässe, Sagenschatz, S. 267.)