Der Peloponnesische Krieg

[225] Der Peloponnesische Krieg, einer der berühmtesten und hartnäckigsten in der alten Geschichte, (er dauerte 87 Jahre). Die außerordentliche Größe der Athener, die sie zugleich zur Unterdrückung ihrer Bundesgenossen reitzte, gab die erste Veranlassung zu diesem merkwürdigen Kriege. Ein Zwist zwischen Corinth[225] und Corcora, worin Athen dem Letztern Hilfe leistete, ließ bald das Feuer, das schon lange unter der Asche geglimmt hatte, ausbrechen, als bei einer zweiten Gelegenheit Athen sich neue Gewaltthätigkeiten gegen Corinth erlaubte; letzteres ließ Sparta, auf welches die übrigen Griechen schon längst hoffnungsvoll hingesehen hatten, durch Gesandten zum Krieg gegen das übermüthige Athen auffordern. Die Spartaner, denen die Macht der Athener lange schon ein Dorn im Auge war, rüsteten sich, obgleich ihre Macht noch bei weitem zu schwach gegen jene war, dennoch zum Kriege, obgleich sie unter der Hand zum Schein Friedensvorschläge thaten, die aber zum Theil zu übertrieben und zu erniedrigend für die Athenienser waren und also nicht erfüllt wurden. Der verderblichste aller Kriege in Griechenland brach nun aus. Alle Völker des Peloponnes, außer den Argivern und Achäern, standen auf der Seite der Spartaner: dagegen die griechischen Städte auf den Asiatischen Küsten, in Thracien und am Hellespont u. m. bei den Athenern hielten, die allerdings das Uebergewicht auf ihrer Seite hatten, obgleich die Spartaner eine größere Landmacht aufzubringen im Stande waren, denen es aber an Festungen, an Geld, an Flotten fehlte. Die Spartaner brachen nun, ihren König Arwidamnus an der Spitze, mit 60,000 Mann in Attica verwüstend ein; Pericles, an der Spitze der Athener, that dasselbe mit einer Flotte in dem Gebiete der Spartaner, und auf diese Weise wüthete der Krieg mehrere Jahre fort, wo denn doch Athen nach und nach den Kürzern zog, indem nicht nur nach und nach ihre Schätze abnahmen, sondern auch mehrere Städte und wichtige Schlachten verloren gingen. Eine Pest, welche selbst den Pericles hinraffte, gesellte sich dazu und man fand sich endlich nach 10 Jahren zum Frieden bewogen; allein dieser dauerte nicht lange. Die Athener, auf Rath des Alcibiades, begonnen eine Unternehmung gegen Syracus, und da diese schlecht ausfiel, und die Spartaner, durch Gesandte bewogen und selbst auf Zureden des unterdessen aus Athen verbannten und nach Sparta geflüchteten Alcibiades, Hilfstruppen den Syracusern sendeten, so brach der Krieg in vollen Flammen wieder aus, und bald sah sich Athen zu Wasser und zu Lande [226] überwunden; der größte Theil der Inseln und die Städte am Hellespont und in Jonien gingen zu den Spartanern über; ja diese schlossen sogar mit den Persern ein Bündniß gegen Athen, und dieses muste nun den härtesten Kampf bestehen. Muthig und standhaft rüsteten sie sich, und obgleich dem Untergange nahe, wurden sie doch diesmal durch Alcibiades, – der wieder aus Sparta heimlich entwichen war, und den persischen Satrapen, Tissaphernes, von Spartas Bündnisse abwendig, sich selbst aber wieder so viel Freunde in Athen gemacht hatte, daß er zurückberufen und zum Feldherrn ernannt wurde – gerettet. Dieser erfocht bald glänzende Siege über die Peloponnesier, eroberte die Städte am Hellespont wieder, und die Athener, dadurch übermüthig gemacht, verwarfen nun wieder die Friedensanträge. Lysander, einer der erfahrensten und verschlagensten Feldherren, war es endlich, der für Sparta den Ausschlag gab, die Athenienser mit aller Macht angriff, und zuletzt Arhen, vor welches er mit einer Flotte von 180 Schiffen rückte, ganz demüthigte und stürzte. (M. s. d. Art. Lysander i. d. N.). So endete der merkwürdigste Krieg, den Griechenland jemals geführt hat, der sich über das ganze alte Griechenland erstreckte, in welchem so viele edle Geschlechter vertilgt, so viele Städte und Länder verwüstet, aber auch das ganze griechische Volk zu solch einer tödtlichen Schwäche hingeführt wurde, daß bald nachher allgemeine Knechtschaft oder Abhängigkeit als Folge jenes furchtbaren Kriegs eintrat. – Thucydides und Xeuophon (s. diese Art.), waren übrigens die vorzüglichsten Geschichtschreiber jenes Kriegs.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 225-227.
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