[420] Deutsch-Französischer Krieg von 1870-71. Ursache desselben war die Eifersucht Frankreichs auf den[420] Aufschwung Preußens seit 1866; als Vorwand zur Kriegserklärung (19. Juli 1870) benutzte Napoleon III. die infolge der Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern für den span. Thron enstandenen Mißhelligkeiten. Die deutsche Streitmacht, wozu auch die süddeutschen Staaten auf Grund der Bündnisverträge ihre Heere gestellt hatten, nahm Ende Juli auf der Linie Trier-Mainz-Rastatt folgende Aufstellung: I. Armee unter General von Steinmetz, rechter Flügel, II. Armee unter Prinz Friedrich Karl von Preußen, Zentrum, III. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen, linker Flügel. Anfang August traten die 3 Armeen unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen den Vormarsch an. Die III: Armee schlug 4. Aug. eine Division vom Korps Mac-Mahon bei Weißenburg und besiegte diesen 6. Aug. bei Wörth gänzlich. Da an demselben Tage General Steinmetz durch Erstürmung der Spicherer Höhen bei Saarbrücken über General Frossard siegte, trat die ganze franz. Armee den Rückzug nach der Mosel an. Während die deutsche III. Armee unter Zurücklassung eines Zernierungskorps vor Straßburg (Kapitulation 27. Sept.) ihren Vormarsch beschleunigt hatte, wurde Bazaine durch die von der deutschen I. und II. Armee geschlagenen Schlachten von Colombey-Nouilly (14. Aug.), Vionville-Mars-la-Tour (16. Aug.) und bes. bei Gravelotte-St.-Privat (18. Aug.) in die Festung Metz zurückgeworfen und damit seine Vereinigung mit der Armee Mac-Mahons vereitelt. Die I. und der größte Teil der II. Armee blieb zur Zernierung von Metz zurück; aus dem Rest der letztern wurde eine IV. (Maas-)Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von Sachsen gebildet, die mit der III. Armee gegen Mac-Mahon vorging, der Metz entsetzen wollte, aber 30. Aug. bei Beaumont und 1. Sept. bei Sedan geschlagen und 2. Sept. zur Kapitulation gezwungen wurde, wodurch auch Napoleon in deutsche Gefangenschaft geriet. Da die Provisorische Regierung in Paris die Weiterführung des Krieges beschloß, rückten die deutschen Heere vor Paris, dessen Einschließung 19. Sept. vollendet war.
Nach verschiedenen vergeblichen Durchbruchsversuchen Bazaines (Schlacht bei Noisseville 31. Aug.) erfolgte 27. Okt. die Kapitulation von Metz mit 180.000 Mann, wodurch die Heere des Prinzen Friedrich Karl für die Bekämpfung der bes. durch Gambetta an der Loire neugebildeten Armee verwendbar wurden. Diese wurde 4. Dez. bei Orléans, das die Bayern nach heißem Kampfe bei Coulmiers (9. Nov.) hatten räumen müssen, und 12. Jan. 1871 bei Le Mans geschlagen. Über die auch im Norden neugebildeten franz. Streitkräfte siegte General von Manteuffel 27. Nov. bei Amiens, General von Göben 19. Jan. 1871 bei St.-Quentin, während General von Werder bei Belfort, das von deutschen Heeresabteilungen eingeschlossen war, Bourbaki, der zum Entsatze und zur Unterbrechung der Verbindung der deutschen Heere mit Deutschland herangerückt war, nach erbitterten Kämpfen an der Lisaine (15. bis 17. Jan.) zwang, da gleichzeitig von Nordwesten her Manteuffel herbeieilte, mit den Trümmern seiner Armee 1. Febr. bei Pontarlier auf schweiz. Gebiet überzutreten.
Am 27. Dez. wurde das Bombardement auf Paris und seine Forts eröffnet, die zahlreichen Ausfälle der Besatzung (30. Nov. und 2. Dez. 1870 bei Champigny; zuletzt 19. Jan. 1871 bei Mont Valérien) wurden siegreich zurückgeschlagen. Der Mangel an Lebensmitteln nötigte die franz. Regierung 28. Jan. zum Abschluß eines Waffenstillstandes und zur Übergabe sämtlicher Pariser Forts. Die Kraft Frankreichs war gebrochen; 400.000 franz. Soldaten, darunter fast 12.000 Offiziere, gefangen, 80.000 Mann in der Schweiz interniert. Am 1. März ratifizierte die in Bordeaux zusammenberufene Nationalversammlung die 26. Febr. in Versailles unterzeichneten Friedenspräliminarien. Danach bewilligte Frankreich die Abtretung Elsaß-Lothringens mit Metz und Straßburg (aber ohne Belfort), die Zahlung von 5 Milliarden Frs. Kriegskosten und die Besetzung franz. Gebietes bis zur Abtragung dieser Summe. Die 1. März in Paris eingerückten 30.000 Mann deutscher Truppen räumten infolgedessen die Stadt schon 3. März wieder. 10. Mai kam zu Frankfurt a.M. der definitive Friede zustande. Verlust der Deutschen 49.380 Tote, der Franzosen 138.900 Tote und 383.860 Gefangene. – Vgl. das Werk des Großen Generalstabes (5 Bde., 1874-81). Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, hg. vom Großen Generalstabe (1883-1900), Moltke (Volksausg. 1899), ferner Menzel (1871), Fontane (1873-76), Hiltl (7. Aufl. 1895), Fechner (4. Aufl. 1890), Lindner (1895), Boulanger (deutsch 1888-91), Chuquet (deutsch 1895) u.a.
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