[186] Barrikāden heißen nach dem Französischen eilfertig hergestellte Verrammelungen von Brücken, Hohlwegen, Straßen und andern engen Wegen mit umgestürzten Wagen, Fässern, Steinen, Balken und ähnlichen Dingen, wodurch mittels dahinter aufgestellter Truppen die bedrohten Orte überhaupt vertheidigt oder beim Rückzug die Feinde an der Verfolgung gehindert werden sollen. Die Kämpfe zwischen dem Feudalismus, der Monarchie und dem Bürgerthum veranlaßten in Paris schon 1358, als die Eigenmächtigkeiten der Günstlinge des Dauphins Karl das Volk aufreizten, daß Stephan Marcell, Ältester der Kaufleute, als Anführer des Volks die Straßen mit Ketten sperrte, die lange zu ähnlichem Zwecke an den Ecken derselben hängen blieben. Eigentliche Barrikaden aber wurden in Paris erst im Mai 1588 während der Zeit der katholischen Ligue, deren Haupt Herzog Heinrich von Guise war, errichtet, und es würden damals 4000 Schweizer von dem erbitterten Volke zwischen den Barrikaden umgebracht worden sein, wenn sich nicht der Herzog selbst ihrer angenommen hätte. Nach Ludwig XIII. Tode veranlaßte Mazarin's willkürliche Verwaltung im J. 1648 einen neuen Aufstand, in welchem sich 2000 Barrikaden erhoben, und 1652 fochten in der Vorstadt St.-Antoine Condé und Turenne vor und hinter den Barrikaden, wie in regelmäßiger Schlacht. In neuerer Zeit wurden bei der Vertheidigung von Saragossa 1808, zu Dresden und Kassel 1813, zu Sens 1814, zu St.-Denis 1815 Barrikaden errichtet; am Zahlreichsten aber entstanden sie während der franz. Juliusrevolution in der Nacht vom 27.–28. Jul. 1830 in Paris, sowie vom 23.–25. Sept. desselben Jahres in Brüssel und wurden mit Erfolg vom Volke gegen die Truppen vertheidigt. In kleinerer Anzahl erneuerten sie sich in Paris bei den Volkstumulten, welche durch die Nachricht von der Einnahme von Warschau (17. Sept. 1831) und das Leichenbegängniß des Generals Lamarque (5. Jun. 1832) veranlaßt wurden. Auch bei dem Aufstande in Lyon im Apr. 1834 wurden zahlreiche Barrikaden errichtet.