Cölestiner

[444] Cölestiner. Der Stifter dieses Mönchsordens war der Einsiedler Peter von Murrhone und nachherige Papst Cölestin V., der, von armen Ältern im Königreiche Neapel geboren und der frömmste unter elf Brüdern, sich frühzeitig dem beschaulichen Leben widmete. Lange Zeit bewohnte er eine enge Höhle des Berges Murrho bei Sulmona in Calabrien, in der vor ihm eine Schlange sich aufgehalten hatte, dem andächtigen Manne aber freiwillig gewichen sein soll. Trotz seines gewöhnlichen Aufenthaltes in Einöden ward sein heiliger Wandel doch bekannt, und allmälig fanden sich viele Gleichgesinnte bei ihm ein, die sein Leben theilen wollten. Ihre Zahl ward endlich so groß, daß mehre Klöster gestiftet werden konnten, welche mit aller Strenge der Regel des h. Benedict (s.d.) folgten, allein den Namen des Cölestinerordens, sowie viele Vorrechte erhielten, nachdem der aus dem Kloster in die Einsamkeit zurückgekehrte Peter wider seine Neigung 1294 als Cölestin V. zum Papst gewählt worden war. Der anspruchslose Einsiedler fühlte sich so wenig dieser höchsten Würde gewachsen, daß er ihr noch im nämlichen Jahr wieder entsagte und in die Einsamkeit zurückzukehren wünschte. Sein Nachfolger Bonifaz VIII. gestattete ihm das aber nicht, und da jener zweimal zu fliehen versuchte, ließ er ihn in einem Kerker des Schlosses Fumone bewachen, wo er auch, 81 Jahre alt, im J. 1296 starb. Unter den größten Feierlichkeiten ward er hierauf in der Kirche St.-Anton bei Ferretino, jedoch zehn Klaftern tief, beigesetzt, um der übermäßigen Verehrung des Volkes vorzubeugen, das den Verblichenen schon im Leben für einen Heiligen hielt. Wiederholte an seinem Grabe geschehene Wunderwerke hatten endlich 1313 seine Heiligsprechung durch Papst Clemens V. zur Folge, und seine schon 1306 aus der Tiefe hervorgeholten Gebeine wurden nun im Kloster Colmadio beigesetzt. Der von ihm gestiftete Orden, dessen Kleidung in weißen Kutten mit schwarzen Kaputzen und Scapulieren besteht, breitete sich im 13. und 14. Jahrh. vorzüglich in Frankreich und Italien aus, besitzt jetzt aber nur noch wenige Klöster im südl. Europa.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 444.
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