Congestion

[459] Congestion nennt nach dem Lateinischen die Heilkunde jede ungewöhnliche Anfüllung eines Körpertheiles mit Blut oder andern Säften, doch wird darunter jetzt vorzugsweise die krankhafte Blutanhäufung verstanden, welche sich im Allgemeinen durch Schmerz, Röthe, Anschwellen, gestörte Thätigkeit des kranken Körpertheils u.s.w. äußert. Auch im gesunden Körper häuft sich zwar das Blut in den Theilen an, welche einer besondern Thätigkeit unterliegen, z.B. durch anhaltendes Sprechen, Singen oder Laufen in den Lungen und im Herzen, während anstrengenden Denkens im Gehirn, allein es vertheilt sich auch wieder mit Leichtigkeit; wo Letzteres aber nicht der Fall ist und die Ursache davon nicht beseitigt wird, werden Congestionen, die anfänglich meist kurze Zeit dauern, allein große Neigung zur Wiederkehr besitzen, die Quellen von Schlag- und Stickflüssen und zahlreichen andern Übeln. Die Veranlassung solcher krankhafter Congestionen kann örtliche Schwäche sein, welche den Blutabfluß aus einem Körpertheile oder die Blutbewegung dahin unterbricht, in welchem letztern Falle es einen andern übermäßig anfüllt; ferner krankhafter Reiz eines Theiles, wodurch der Blutandrang zunimmt, und mechanisch wie Druck und Unterbinden eines Gliedes u.s.w. In gewissen Lebensaltern pflegen die Congestionen vorzugsweise nach bestimmten Körpertheilen ihre Richtung zu nehmen; bei Kindern z.B. nach dem Kopfe, wo sie leicht Hirnentzündung veranlassen, im Jünglingsalter nach den Lungen und der Brusthöhle, wo sie Blutflüsse aus Nase und Lungen, im schlimmsten Falle die Schwindsucht zur Folge haben können, und im Mannesalter nach dem Unterleibe, wodurch namentlich Hämorrhoiden entstehen. Im Allgemeinen sind Personen, welche an Congestionen leiden, Ruhe, magere Kost und wässerige Getränke anzurathen, die Behandlung der einzelnen Fälle aber muß dem Arzte verbleiben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 459.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika