Dithmarschen

[575] Dithmarschen ist der westlichste Theil des Herzogthums Holstein, liegt zwischen den Mündungen der Elbe und Eider, wird gegen das deutsche Meer durch starke Dämme geschützt und hat auf 24 ! M. fetten Marschlandes gegen 45,000 Einw., Dithmarschen genannt, ein altsächs Stamm und darum merkwürdig, daß uralte Sitten und Gebräuche hier bis auf unsre Zeit bewahrt worden sind. Städte gibt es in D. nicht, allein volkreiche Flecken und Dörfer; Lunden, Meldorf und Brunsbüttel sind die Hauptorte, Landwirthschaft und Fischerei vorzügliche Erwerbsquellen. Ditmarsgau ist der älteste bekannte Name dieser Landschaft, welche in den frühesten Zeiten zu den Besitzungen der 1168 erloschenen berühmten Grafen von Stade, dann zum Erzbisthum Bremen gehörte, allein fortwährend eine Art Freistaat bildete. Die Beschaffenheit des an Morästen und Gewässern reichen, ehedem nur auf einer Straße zugänglichen Landes erleichterte seinen tapfern Bewohnern die Abwehr jeder Bedrückung und noch im J. 1500 wurde von 6000 Dithmarschen bei Hemmingstedt König Johann von Dänemark mit einem Heere von 30,000 M. besiegt, das die freien Landleute zu unterwerfen kam und sogar Wagen zum Transport der zuversichtlich erwarteten reichen Beute mitführte. Dänemark und Holstein nöthigten sie aber doch 1559, sich zu unterwerfen und theilten nun das Land in drei Theile, welche seit 1773 alle unter dän. Hoheit stehen, allein ihre alterthümliche Eintheilung in Kirchspiele und andere Rechte noch besitzen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 575.
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