[605] Dublin, die Hauptstadt des Königreichs Irland und der Grafschaft Dublin und Residenz des kön. Statthalters, liegt unweit des irischen Meeres im Hintergrunde einer 31/2 St. langen, 2 St. breiten, von malerischen Bergen umschlossenen Bucht und am Ausflusse des Liffey, welcher die Stadt in zwei Theile trennt, die durch 7 Brücken in Verbindung stehen.
D. hat über 250,000 meist katholische Einw. und der östl., seit den letzten 80 Jahren planmäßig verschönerte Stadttheil wetteifert mit den glänzendsten Städten von Großbritannien, sodaß hier kaum eine Spur von dem traurigen Zustande Irlands zu bemerken ist. Unter den regelmäßigen, breiten Straßen ist die 170 F. breite Sackvillestraße auszuzeichnen, in deren Mitte eine Statue Nelson's auf einer 130 F. hohen Säule errichtet ist und wo auch das 223 F. breite, umstehend abgebildete neue Postgebäude steht, dessen Säulen die höchsten in der Stadt sind. Von andern öffentlichen Gebäuden sind anzuführen: das von 1729–39 erbaute, mit prächtigen Säulen umgebene ehemalige Parlamentshaus, in dem sich jetzt die Nationalbank befindet; die im höchsten Stadttheile gelegene Börse; die von 1786–1800 für 200,000 Pf. St. erbaute Gerichtshalle; das Zollhaus; der Palast des Herzogs von Leinster; die St.-Patrikskirche aus dem 14. Jahrh., mit vielen Denkmälern berühmter Männer; das Schloß; das Universitätsgebäude, in welchem 300 Studenten wohnen und viele wissenschaftliche Sammlungen und Institute sich befinden; die großen Casernen u.s.w. Unter den öffentlichen Plätzen ist der mit der bronzenen Bildsäule König Georg II. gezierte St.-Stephansplatz der schönste und hat beinahe eine Viertelstunde im Umkreise. Ärmlicher ist das Ansehen der westl. und am Flusse aufwärts gelegenen ältern Stadt und vor Allem der noch weiter hinauf und nicht unter städtischer Gerichtsbarkeit stehenden sogenannten »Freiheit«, wo nur die ärmsten Classen wohnen und ein kaum anderswo anzutreffendes Elend herrscht. D. ist fast kreisförmig gebaut, ringsum mit schönen Alleen umgeben und mit einem geräumigen Hafen versehen, dessen versandete Einfahrt unter Anderm durch einen kostbaren, über eine Stunde weit ins Meer ragenden, 30 F. breiten Damm von Granit verbessert worden ist, auf dessen Spitze ein Leuchtthurm steht. Fremden Handel treibt die Stadt wenig, desto lebhafter ist aber der Verkehr mit England und mit dem Innern von Irland, indem D. durch zwei Hauptkanäle mit dem S. und N. desselben in Verbindung steht. Die vorhandenen Manufacturen sind nicht von besonderm Umfange, am wichtigsten noch sind die in Seide, Baumwolle [605] und Leinen; auch gibt es hier viele Branntweinbrennereien. D. ist ferner der Sitz eines katholischen Erzbischofs, einer zuerst 1311 gestifteten, 1591 erneuerten Universität, die jetzt über 1500 Studirende zählt, einer Akademie der Wissenschaften, Malerakademie und anderer Kunst- und Bildungs, anstalten; auch bestehen daselbst zahlreiche milde Stiftungen, z.B. für Kinder der Seeleute und Soldaten, für Wöchnerinnen, verführte Mädchen, Fieberkranke u.s.w. Die Lage des Orts machte ihn schon in sehr alter Zeit wichtig; als die Dänen ihre Herrschaft hieher ausbreiteten, machten sie D. zur Hauptstadt und die Engländer gaben ihr später denselben Vorzug. Seit indessen 1801 das sonst in D. versammelte irische Parlament mit dem engl. vereinigt worden ist, hat sich der reiche Adel nach London gewendet, wodurch D. allerdings etwas von seinem Glanze verloren hat.