Greenwich

Greenwich

[262] Greenwich (sprich: Grinitsch) ist eine an der Themse, nur eine deutsche Meile von London gelegene Stadt mit über 24,000 Einw., welche zur engl. Grafschaft Kent gehört und besonders merkwürdig durch ein großes Invalidenhaus für Seeleute, sowie durch eine Sternwarte ist.

Das ganz aus Sandsteinen erbaute Invalidenhaus wurde vom König Wilhelm III. gestiftet, 1705 eröffnet und hat nachmals noch mehre Erweiterungen erhalten, sodaß es gegenwärtig aus vier prachtvollen Gebäuden besteht, welche nach den Königen, die sie erbauten, benannt sind. Die beiden nördl. gelegenen Gebäude werden von der Themse nur durch eine Terrasse getrennt und zwischen ihnen liegt ein freier Platz, auf dem eine Bildsäule Georg II. steht. Noch prächtiger sind die beiden südl. Gebäude, welche die nachstehende Abbildung zeigt. Sie sind beinahe ganz gleichmäßig erbaut, eine 20 F. hohe dorische Säulenreihe zieht sich längs dem Flusse hin und an dem kleinern Platze, welcher zwischen ihnen liegt, erheben sich zu beiden Seiten Thürme mit doppelten Säulenreihen und Kuppeln. Das Innere der Gebäude ist nicht weniger prachtvoll. Besonders zeichnet sich eine herrliche, mit Kunstschätzen freigebig ausgestattete Kapelle aus. Die reichen Einkünfte der Anstalt fließen theils aus den Zinsen milder [262] Stiftungen, theils aus Strafgeldern, theils aus den Beiträgen der Seeleute. Jeder Seemann in kön., wie in Privatdiensten, zahlt nämlich monatlich sechs Pence und hat dafür Anspruch auf Unterstützung, wenn er zum Invaliden wird. Auf diese Weise kommen jährlich mehr als 21,000 Pf. Sterl. ein. Im Hospital selbst werden gegen 3000 invalide Matrosen unterhalten und außerdem erhalten noch gegen 30,000 außer dem Hause lebende vom Hospital Unterstützung. Hinter dem Hospital erhebt sich auf einer Anhöhe der Park von G.; man sieht im Hintergrunde die berühmte Sternwarte, welche im Parke liegt. Auf dieser Sternwarte, die 1675 vom König Karl II. erbaut worden, haben nacheinander die größten Astronomen: Flamstead, Halley, Bradley, Maskelyne, die wichtigsten Beobachtungen angestellt. Der über diese Sternwarte gehende Meridian wird von allen engl. Astronomen und Seefahrern als der erste angenommen, sodaß nach ihm alle übrigen Meridiane gezählt und alle geographischen Ortsbestimmungen angegeben werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 262-263.
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