Hume

[422] Hume (David), ein ausgezeichneter Philosoph und berühmter Geschichtschreiber Englands, stammte aus einem gräflichen Geschlechte und wurde 1711 in Edinburg geboren. Nachdem er sich eine ausgezeichnete wissenschaftliche Vorbildung erworben hatte, ging er nach Frankreich und hielt sich hier auf dem Lande bei Rheims auf. Sein 1738–40 von ihm herausgegebenes Werk: »Über die menschliche Natur«, gelangte später zu großer Berühmtheit, machte aber bei seinem Erscheinen wenig Aufsehen. In den Jahren 1745–47 war er Aufseher eines jungen vornehmen Engländers und nachher Begleiter des General Sinclair auf dessen Gesandtschaftsreise [422] nach Wien und Turin. Seine Bemühungen um eine Professur an der Universität zu Edinburg schlugen fehl, weil die Geistlichkeit seine philosophischen Überzeugungen misbilligte. Nachdem er 1748 seine Abhandlung: »Über den menschlichen Verstand« herausgegeben und im folgenden Jahre nach Schottland zurückgekehrt war, setzte er seine schon früher begonnenen politischen Abhandlungen fort, denen er zunächst die Berühmtheit seines Namens verdankte. Auch seine »Untersuchungen über die Principe der Moral« fanden einen großen Kreis von Lesern, noch mehr aber die historischen Schriften, welche er von 1754 an herausgab. Er war indeß Aufseher der Advocatenbibliothek zu Edinburg geworden und fand besonders in dieser Stellung die Auffoderung zu historischen Untersuchungen. Die Gegner, welche H. als Philosoph und Geschichtschreiber fand, dienten nur zur Ausbreitung seines Ruhms. In seinem großen Werke über die Geschichte Englands, welches von Smollet mit geringerm Erfolge fortgesetzt wurde, ist besonders der Theil ausgezeichnet, welcher die Geschichte der Regenten aus dem Hause Stuart behandelt. Noch 1763 ging H. als Gesandtschaftssecretair nach Paris und wurde hier mit großer Auszeichnung empfangen. Bald übernahm er allein alle Angelegenheiten eines engl. Geschäftsträgers und kehrte 1766 nach England zurück. Nachdem er 1767–69 das Amt eines Unterstaatssecretairs verwaltet hatte, ging er endlich nach Edinburg zurück und starb hier 1776. Nach seinem Tode erschien seine von ihm selbst verfaßte Lebensbeschreibung und ein Werk »Gespräche über die natürliche Religion«. Seine Werke sind sämmtlich ins Deutsche übersetzt worden. Sie zeichnen sich durch scharfen Verstand und klare Besonnenheit, seine historischen Werke durch Unparteilichkeit aus. Als Philosoph war H. ein Skeptiker, indem er alle höhere Erkenntniß der Wahrheit für unzugänglich für den Menschen hielt und diesem nur ein Urtheil nach Erfahrung zuerkannte. Er wurde die nächste Veranlassung zu den streng wissenschaftlichen Untersuchungen Kant's (s.d.), durch welche bekanntlich die großartigste Fortbildung der Philosophie als Wissenschaft bewirkt wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 422-423.
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