Jourdan

[511] Jourdan (Jean Baptiste, Graf), einer der berühmtesten Generale der franz. Republik und Napoleon's, Marschall und Pair von Frankreich, war der Sohn eines Wundarztes zu Limoges und wurde im Jahre 1762 geboren. Nachdem er schon 1778 in Kriegsdienste getreten und in Amerika die Waffen getragen hatte, widmete er sich, nach Frankreich zurückgekehrt, der Handlung. Die Revolution rief ihn wieder zu den Waffen zurück. I. trat 1790 bei der Nationalgarde ein, kam 1792 mit einem Bataillon Freiwilliger zur Nordarmee und wurde schon 1793 Brigadegeneral und bald darauf Divisionsgeneral. Er hatte sich bei verschiedenen Gelegenheiten als Feldherr ausgezeichnet, als er an Hoche's Stelle das Commamdo der Moselarmee übernahm. Im Jahre 1794 siegte er bei Arlon und später bei Fleurus, nahm den Verbündeten die eroberten Festungen ab und trieb sie über den Rhein zurück, sodaß auch Mastricht und Luxemburg sich ergeben mußten. Hierauf ging I. 1795 selbst über den Rhein, ohne jedoch seine Stellung behaupten zu können. Nachdem er an Pichegru's Stelle getreten war, überfiel er das rechte Rheinufer und drang nach der Eroberung Frankens siegreich gegen Böhmen und Regensburg vor. Aber von dem Erzherzoge Karl geschlagen, mußte er sich zurückziehen und endlich über den Rhein flüchten. Er trat nun vom Kriegsschauplatze zurück und lebte zurückgezogen in seiner Vaterstadt. Schon 1797 wurde er jedoch als Mitglied des Raths der Fünfhundert wieder in Thätigkeit gesetzt und verfocht als solches die Aufrechthaltung der Republik. Nachdem er 1799 den Oberbefehl über die Donauarmee übernommen hatte und in Schwaben eingedrungen war, besiegte ihn nochmals der Erzherzog Karl bei Stockach und I. trat den Oberbefehl an Masséna ab. Vergebens hatte sich I. der Einführung der consularischen Regierungsform am 18. Brumaire (9. Nov.) 1799 widersetzt, durch welche Napoleon's Größe begründet und der erste Schritt zur Aufhebung der franz. Republik gethan wurde. Er wurde 1800 mit der Verwaltung von Piemont beauftragt, 1802 Mitglied des Staatsraths, ward 1803 von Napoleon mit dem Oberbefehl über die ital. Armee beauftragt und im folgenden Jahre zum Reichsmarschall und Großkreuz der Ehrenlegion ernannt. Nachdem 1805 Masséna die ital. Armee übernommen hatte, diente I. als General unter dem Könige Joseph erst in Neapel und dann seit 1808 in Spanien. Der schlechte Erfolg, den hier die franz. Waffen hatten, bewog I., sich 1809 zurückzuziehen, aber Napoleon schickte ihn, als er den russ. Feldzug unternahm, nach Spanien zurück. Nachdem die Franzosen bei Vittoria 1813 geschlagen worden waren, kehrte er nach Frankreich zurück und wurde 1814 Gouverneur der 15. Militairdivision. Als Napoleon abgedankt hatte, zögerte I. nicht, dem Könige Ludwig XVIII. zu huldigen. Dennoch ernannte der von Elba wieder nach Frankreich kommende Napoleon ihn zum Pair von Frankreich und übergab ihm Besançon zur Vertheidigung. Die Waffen der Verbündeten führten Ludwig XVIII. zurück und I. erklärte sich sogleich für denselben. Er stand an der Spitze des Kriegsgerichts, welches über den Marschall Ney das Urtheil sprechen sollte, sich aber für incompetent erklärte. Von Ludwig XVIII. wurde I. 1817 zum Gouverneur der 7. Militairdivision und 1818 zum Pair ernannt, und nach der Juliusrevolution wurde er 1830 Gouverneur des Invalidenhauses zu Paris, als welcher er 1833 gestorben ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 511.
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