[230] Nabel heißt die mehr oder weniger vertiefte runde Narbe, in der Mitte des Unterleibes, welche von der Verwachsung der Öffnung herrührt, die bei noch ungeborenen Menschen der Nabelschnur zum Durchgange diente. Der Umriß dieser Narbe, die um so tiefer ist, je älter und fetter der Mensch ist, der sogenannte Nabelring, ist dick, hart und aus sich durchkreuzenden Fasern gebildet. – Nabelbruch heißt die durch widernatürliches Offenbleiben des Nabels und Hervortreten eines Theils der in dem Unterleibe enthaltenen Eingeweide gebildete Geschwulst. Nabelbrüche sind entweder angeboren oder zufällig entstanden und enthalten gewöhnlich nur ein kleines Darmstück, zuweilen aber auch, wenn sie sehr groß sind, einen Theil der Unterleibseingeweide, den ganzen Darmkanal, den Magen, die Leber, Milz, das Netz u.s.w. Der zufällig entstandene Nabelbruch kommt nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen vor. Bei erstern pflegt er sich nach dem Abfalle der Nabelschnur, noch häufiger später in den ersten Monaten oder Jahren des Lebens, wenn die Nabelnarbe ganz fehlt oder zu schwach ist, der Nabelring sich nicht geschlossen hat, vorzugsweise durch lange anhaltendes, heftiges Schreien, heftigen Husten, Anstrengung beim Stuhlgange u.s.w. zu bilden. Von Erwachsenen sind es besonders Frauen, die eine schwere Niederkunft oder überhaupt viele Kinder gehabt, Personen, die an Bauchwassersucht gelitten haben und solche, die, nachdem sie bisher sehr wohl beleibt gewesen, schnell abmagern, welche an Nabelbrüchen leiden. Meist bilden sich Nabelbrüche langsam, zuweilen entstehen sie aber auch plötzlich. Wird ein Nabelbruch sich selbst überlassen, so vergrößert er sich unaufhörlich und man darf überhaupt ein Übel der Art nicht vernachlässigen, sondern bald zweckmäßige Hülfe suchen. – Nabelschnur, Nabelstrang wird der im Anfange der Schwangerschaft sehr kurze, aber dicke, später immer länger, aber verhältnißmäßig dünner werdende, endlich die Länge von 20–22 Zoll erreichende Strang genannt, welcher die im Mutterleibe befindliche und zwar innerhalb der Eihäute im sogenannten Schafwasser schwimmende Frucht mit dem Mutterkuchen verbindet, als dem Theile, der dem werdenden Menschen alle Nahrung zuführt. Dieser Strang ist bei dem [230] Menschen länger als bei jedem andern Thiere, entspringt aus der Mitte des Mutterkuchens, senkt sich in den Unterleib der Frucht ein und besteht aus einer weichen, gallertartigen, von einer Fortsetzung der Eihäute umkleideten Substanz, in welcher zwei Pulsadern und eine Blutader in spiralförmigen Windungen verlaufen und sich in früher Zeit auch die Harnhaut, der Harngang und das Nabelbläschen befinden. Die Nabelblutader führt das Blut von dem Mutterkuchen zum Kinde, die Nabelpulsadern umgekehrt von dem Kinde zum Mutterkuchen.