Orangen

Orangen

[345] Orangen heißen jene beliebten Südfrüchte mit lederartiger, meist schön gelb gefärbter Schale, die in vielen äußerlichen kleinen Drüsen ein wohlriechendes ätherisches Öl (s.d.) enthält und ein überaus saftiges Fleisch von bitterm, säuerlichem, süßem oder auch gemischtem Geschmack umschließt.

Es [345] sind hier einige der vorzüglichsten Arten davon dargestellt, zu denen die eiförmigen, oben mit einer spitzen Warze versehenen Früchte des Limonen- oder Citronenbaumes (s.d.), dessen Zweige meist kleine Stacheln haben, die kleinern und oben ebenfalls mit einer Warze versehenen Limonen, die bittersauren, bleichgelben Pomeranzen mit ungleicher, höckeriger Schale, und die größern, meist hochgelben süßen, mit gewöhnlich glatter Schale, welche Pommesinen und Apfelsinen (s. Pomeranzenbaum) genannt werden, die den bittern Pomeranzen verwandten Bergamotten, deren Schale das ätherische Bergamottöl liefert, ferner die durch ihre ausnehmende Größe merkwürdige Pompelmus, welche über 12 Pf. schwer wird, und zahlreiche andere gehören. Die Orangenbäume stammen aus den warmen Ländern von Asien und sind zuerst durch die Mauren in das nördl. Afrika und südl. Europa verpflanzt worden, und bei Cordova in Spanien gibt es Stämme, die gegen 700 Jahr alt sein sollen. Später wurden von den Portugiesen und andern mit Ostindien zuerst in nähern Verkehr kommenden Seefahrern neue Arten derselben nach Europa gebracht und sind jetzt auch im südl. Amerika verbreitet. Wegen ihres schönen Ansehens, der immergrünen Blätter und des köstlichen Wohlgeruches der Blüten unterhält man sie auch häufig in Töpfen und Kübeln in Ländern, wo sie, wie in Deutschland, den Winter über nicht im Freien bleiben können, sondern in Gewächshäuser gebracht werden müssen. Man nennt gewöhnlich nicht blos eine Sammlung solcher Orangenbäume, sondern auch von Granat-, Lorber-, Myrthen- und andern Baum- und Strauchgewächsen, die ebenso in Kübeln gezogen und mit jenen zugleich überwintert werden, eine Orangerie und die dazu bestimmten Gewächshäuser, wo blos eine Wärme von wenigen Graden unterhalten. wird, Orangeriehäuser. Wo die Orangenbäume im Freien fortkommen, erlangen sie meist den Umfang unserer Äpfelbäume. Der Name Orangen wird von aurantium, dem lat. Zunamen des Pomeranzenbaumes, hergeleitet, womit die goldgelbe Farbe der Frucht bezeichnet werden soll; Hesperidenfrüchte heißen sie, weil sie nach der Fabel im Garten der Hesperiden (s.d.) wuchsen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 345-346.
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