Pagoden

[382] Pagōden, eigentlich Bhagavati oder h. Haus, heißen die als Werke der Baukunst höchst merkwürdigen Tempel der Hindus und anderer heidmscher Bewohner von Südasien. Sie haben zum Theil die Form eines Kreuzes mit vier gleich langen Enden, sind mit starken Mauern umgeben und aus Holz und Stein, auf Malabar meist aus Marmor und Porphyr, auf Koromandel aus Granit aufgeführt. Pyramidenförmig oder thurmähnlich erheben sie sich mitunter gegen 300 F. und die Außenseite derselben ist mit sauber in halberhabener Arbeit ausgeführten Thier- und Götterbildern ganz bedeckt. Unten in diesen Gebäuden herrscht ein Halbdunkel, indem Licht nur durch die Thür hereinfällt und hier befinden sich die Bildsäulen eines oder mehrer Götter von gebrannter Erde, von Stein, Holz, Kupfer oder auch edlem Metall, geschmückt mit kostbaren Stoffen und Edelsteinen. Auch sie werden Pagoden genannt, sind zuweilen ungeheuer groß und überhaupt unförmlich und stehend oder mit untergeschlagenen Beinen sitzend vorgestellt. Innerhalb der Mauerumfassung befinden sich in der Regel ein oder mehre Tanks, d.h. sauber mit Stein eingefaßte, große Wasserbecken oder Teiche zum Baden und an den Mauern entlang sind Sitze für Andächtige. Bogengänge, kleine Bethäuser oder Wohnungen für Priester und Bajaderen. Eine der berühmtesten Pagoden ist die im ersten Bande dieses Werkes auch abgebildete des Dschaggernath (s.d.). – Von den oben erwähnten Götzenbildern sind kleine ungestalte Figuren von Gyps, Porzellan u. dgl., mit beweglichen Händen und Köpfen Pagoden genannt worden, die sonst als modische Verzierung auf Kaminsimse und Schranke gestellt wurden. Endlich gibt es aber auch ostind. Goldmünzen, welche Pagoden heißen, die Form eines gewölbten Knopfes haben und 21/2–23/4 Thlr., sowie Silbermünzen, welche halb so viel werth sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 382.
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