Rosen

Rosen

[745] Rosen (die) sind eine zahlreiche Gattung von Sträuchern mit gefiederten Blättern und meist sehr wohlriechenden und schöngeformten rothen, weißen oder gelben Blüten.

Schon im Morgenlande und bei den alten Römern wurde die Rose ebenso geschätzt und als die Königin der Blumen betrachtet, wie es jetzt noch bei uns geschieht, daher sie von jeher ein Gegenstand sorgfältiger Pflege in den Gärten gewesen ist. Bei der Neigung dieser Pflanze, unter dem Einflusse verschiedener Cultur Spielarten zu erzeugen, ist allmälig die große Menge derselben entstanden, die jetzt in den Gärten gezogen wird, und es fällt häufig unmöglich, die ursprünglichen Arten in den Abänderungen, deren weit über 500 vorhanden sind, wiederzuerkennen. Die meisten derselben blühen gefüllt oder halbgefüllt, wenige einfach, alle Rosen aber sind ursprünglich nur auf der nördl. Hälfte der Erde heimisch. Die prächtigste von allen Rosen ist die aus Persien stammende Centifolie oder hundertblätterige Rose, von der allein über 150 Abarten gezogen werden, zu denen auch die Moosrosen gehören, deren Kelche sich wie in zartes Moos gehüllt ausnehmen. Ebenfalls aus dem Orient stammt die Damascenerrose und die Zimmtrose, aus dem südl. Europa aber die Zucker-, Essig- oder rothe Apothekerrose, auch franz. Rose genannt, welche dunklerroth als die Centifolie aussieht und mehr ausgebreitete Blumenblätter hat, welche einen zusammenziehenden Geschmack besitzen und zur Bereitung des Rosenessigs benutzt werden. Aus den in Büscheln beisammenstehenden weißen Blüten der Bisam- oder Moschusrose, welche im nördl. Afrika und Indien häufig ist, wird das bei den Orientalen sehr werth gehaltene Rosenöl bereitet, zu welchem am Morgen die sich eben öffnenden Blumen gesammelt, die Blätter derselben ausgepflückt und sogleich mit Wasser übergossen und dieses einer so lange wiederholten Destillation unter Zusatz frischer Rosenblätter unterworfen wird, bis das Öl [745] auf der Oberfläche des Wassers schwimmt und abgenommen werden kann; allein aus 80 Pf. Blättern soll man nur etwa 11/2 Quentchen gewinnen. Echtes Rosenöl muß übrigens noch bei 9 Grad Wärme in kleinen Spießen krystallisirt bleiben. Aus China stammt die Monats- oder immerblühende Rose und die ind. Rose, zu deren Abarten die Theerosen gehören. Die pimpinellblätterigen oder schot. Rosen haben sehr stachlige Stämme und Äste, zwei- bis vierpaarige gefiederte Blätter und kleine Blumen; die gelbe gefüllte Rose (gelbe Centifolie) stammt aus dem Morgenlande und die weiße Rose soll eine Abänderung der gemeinen Hecken-, Hagbutten- oder Hundsrose sein, welche in Europa und dem nördl. Asien wild wächst und auf deren schlanke Stämme edle Arten oculirt und zu Bäumchen gezogen werden. Die glatten, rothen Früchte werden gesammelt und eingemacht oder in Suppen genossen. An den Zweigen der Hagbuttenrose, deren umstehend einer abgebildet ist, findet man zuweilen eine Art bemooster Auswüchse (1) von anfänglich grüner und später gelbröthlicher Färbung und der Größe einer Wallnuß. Sie enthalten inwendig mehre Zellen, wie der bei (2) zertheilte, und entstehen ganz wie die Galläpfel auf den Eichen, durch die Stiche winziger Insekten, der Rosengallwespen, deren eine in natürlicher Größe (bei 5 und vergrößert 6) vorgestellt ist, in die zarte Rinde, in welcher sie ihre Eier unterbringen. Die daraus hervorgehenden Maden (3 und vergrößert 4) nähren sich von dem Marke jener Auswüchse, welche die Namen Rosenschwämme, Rosenäpfel, Rosen-Bedeguar und Schlafäpfel führen, sonst für heilkräftig und namentlich auch, unter das Kopfkissen gelegt, für ein Mittel galten, das Einschlafen zu befördern. – Die Rose hat von jeher ein Sinnbild der blühenden Jugend und Lebensfülle abgegeben, auch soll sie Cupido dem Harpokrates (Gott der Verschwiegenheit) als Zeichen der Verschwiegenheit bei Liebeshändeln geschenkt haben. Bei den Alten ward die Rose stets vorzugsweise zum Schmuck der Kränze verwendet, mit denen sie bei Gastereien die Trinkschalen und sich selbst zierten, und auch den Gestorbenen gab man Kränze von Rosen und Myrthen. Man machte ferner sehr zarte Kränze aus auf Lindenbast gereihten Rosenblättern und füllte mit letztern Ruhekissen und Polster.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 745-746.
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