Schädel

[55] Schädel wird das Knochengebilde genannt, welches dem Kopfe zu Grunde liegt. Dasselbe wird in das Gesicht und die Hirnschale eingetheilt, oder man nennt auch vorzugsweise nur die Hirnschale Schädel. Beim Menschen besteht die Hirnschale aus acht Knochen: dem Stirnbeine, den beiden Scheitelbeinen, dem Hinterhauptbein, den beiden Schläfebeinen, dem Keilbeine und dem Siebbeine. In der ersten Zeit des Lebens liegen diese Knochen nebeneinander und werden durch eine Knorpelmasse getrennt, daher kommt es, daß bei der Geburt der Kopf zusammengedrückt und verkleinert werden kann. An den Ecken pflegen sie in dieser Zeit noch so wenig ausgebildet zu sein, daß häutig-knorpelige Zwischenräume, Fontanellen genannt, entstehen. Später bilden sich die Knochen immer mehr aus und verwachsen endlich so ineinander, daß sie mit gezähnten Rändern, Näthe genannt, ineinander eingreifen und unbeweglich sind. Gelenke kommen nur zwischen dem Hinterhauptbeine und dem obersten Rückenwirbel, sowie zwischen den Schläfebeinen und der untern Kinnlade vor. Der Mensch hat folgende Gesichtsknochen: zwei Oberkieferbeine, zwei Nasenbeine, zwei Thränenbeine, zwei Jochbeine, zwei Gaumenbeine, die beiden untern Nasenmuscheln, das Pflugscharbein und die untere Kinnlade. In der Kinnlade und den beiden Oberkieferbeinen stehen die 32 Zähne. Sämmtliche Schädelknochen bilden eine große Höhle, in welcher das große und das kleine Hirn enthalten ist, auch haben sie verschiedene Öffnungen, durch welche Gefäße und Nerven gehen. Aus den verschiedenen Erhabenheiten und Vertiefungen, welche die Schädelknochen darbieten, die mit der Bildung des Gehirns zusammenhängen und die bei verschiedenen Individuen in verschiedenen Graden ausgebildet sind, hat man einen Schluß auf die geistigen Fähigkeiten und Eigenthümlichkeiten der einzelnen Menschen machen wollen. So hat Gall (s.d.) eine Schädellehre aufgestellt, welche eine Zeit lang großen Beifall fand. Durch die Form und Aneinanderordnung der Gesichtsknochen entstehen mehre Höhlen, welche die edelsten Sinnesorgane enthalten, nämlich die Augenhöhlen, die Mundhöhle und die Nasenhöhle. Durch die Art und Weise der mannichfach abweichenden Stellung der Gesichtsknochen zueinander und zu den Knochen der Hirnschale werden die auffallendsten Verschiedenheiten in der Gesichtsbildung der Menschen begründet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 55.
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