[248] Spinnen, spinnenartige Thiere, Arachniden, heißt eine Classe der gegliederten Thiere, welche durch Luftlöcher athmet, keine Flügel hat und keiner Verwandlung, sondern nur einfachen Häutungen unterworfen ist.
Der Kopf pflegt mit dem Bruststücke verwachsen zu sein und hat an der Stelle der Fühlhörner hakenförmige oder zangenartige Werkzeuge. Die Augen sind einfach, nicht facettirt. Man unterscheidet Arachniden mit Luft- oder Lungensäcken, zu denen die eigentlichen Spinnen und die Skorpione (s.d.), und Arachniden mit Luftröhren, zu denen die Milben (s.d.) gehören. Die eigentlichen Spinnen haben einen weißen kugelartigen Hinterleib, welcher nur durch einen kurzen Stiel an dem Kopf und Brusttheile hängt und mit einer weichen Haut bekleidet ist. Am After haben sie meist vier siebartige Spinnblasen, mit Hülfe deren sie die künstlichen Gewebe aus Fäden zusammensetzen, von welchen sie den Namen haben. Die acht gleichen Füße, an welchen zwei Knollen sitzen, stehen alle im Kreise an der Brust. Die bei uns heimischen Spinnen sind alle unschädlich, und mit Unrecht zum Theil als giftig verschrieen. Ehemals herrschte in manchen Gegenden der Aberglaube, daß die Spinnen verbannte böse Geister wären, und noch jetzt betrachten thörichte Menschen das Erscheinen einer Spinne bald als schlimme, bald als gute Vorbedeutung. Ihre Gestalt, die Weichheit ihres starken Hinterkörpers und die grausame Gierigkeit, mit welcher die Spinnen über ihren Raub herfallen, machen sie zu ekelhaften Thieren, und der Gebrauch einzelner Menschen, Spinnen zu essen, erscheint als unnatürlicher Appetit. Sie sind äußerst scheu, lassen sich aber doch leicht zähmen. Die größte der bei uns lebenden Spinnen ist die Kreuzspinne, welche röthlich ist und auf dem obern Körper ein dreifaches, von weißen Punkten und Strichen gebildetes Kreuz hat. An dem großen Bauche sitzen an beiden Seiten rundliche Höcker. Die röthlichen Beine sind dunkelbraun gebändert. Sie spinnt ein schönes radförmiges Netz, in dessen Mitte sie sich aufhält, und lebt in Häusern und Gärten. – Die ausländischen Spinnen sind zum Theil größer und giftig. Namentlich erzählt man dies von der Tarantel (s.d.). Die westind. Busch- oder Vogelspinne bringt bei Menschen durch ihren Biß eine heftige Entzündung hervor. Sie lebt in Ostindien, nährt sich meist von Ameisen, soll aber auch den Kolibris nachstellen und deren Eier austrinken. Ihr Leib ist oft so groß wie eine Wallnuß, dabei ist sie am ganzen Körper behaart. Sie lebt in Mauern und auf Bäumen und baut sich durch Zusammenspinnung von Baumblättern eine Zelle, in welche sie ihre Eier legt.