Vandamme

[553] Vandamme (Dominique), Graf von Hüneburg und franz. Generallieutenant, geb. 1771 zu Mont-Cassel im Norddepartement, war der Sohn eines Apothekers und gehört zu denjenigen Befehlshabern der Napoleonischen Heere, deren Andenken in Deutschland durch die von ihnen geübten und gestatteten Gewaltthaten und Erpressungen vorzüglich gebrandmarkt wird. V. hatte schon in den franz. Colonien Militairdienste gethan, als er 1789 nach Frankreich zurückkehrte und hier im Anfang der Revolution ein von seiner Vaterstadt benanntes Freicorps errichtete. Ungewöhnliche Tapferkeit und ein vor nichts zurückbebender Unternehmungsgeist ließen ihn rasch zum Divisionsgeneral aufsteigen. Er zeichnete sich bei der Nord-, Sambre-, Maas- und Rheinarmee während der Revolutionskriege aus, commandirte 1803 die sechste Division und erhielt 1805 bei Austerlitz das große Band der Ehrenlegion. Die Würtemberger befehligte V. 1806–7 in Schlesien, 1809 in Östreich, commandirte 1812 unter dem König von Westfalen, ward aber mit diesem von dem unzufriedenen Kaiser zurückgeschickt, der jedoch 1813 V. den Befehl in Westfalen und Niedersachsen anfangs übertrug. Damals war es, wo er als Präsident eines in Bremen niedergesetzten Kriegsgerichts, zwei patriotische Deutsche, den oldenburg. Kanzleirath Ludwig von Berger und Fink, in Folge der bei Annäherung der Russen im Oldenburgischen stattgehabten Bewegungen, obgleich der Ankläger nur auf Gefängniß angetragen hatte, zum Tode verurtheilen und am 10. Apr. erschießen ließ. Nach dem Verlust der Schlacht bei Kulm (s.d.) in russ. Gefangenschaft gerathen, wurde V. ebenfalls besonders hart behandelt und bis an die Grenze von Sibirien abgeführt. Als er nach dem Frieden 1814 zurückkam, durfte er nicht in Paris verweilen, wurde dagegen von Napoleon nach der Rückkehr von Elba zum Pair ernannt und commandirte ein Corps in Belgien, mit dem er bei Ligny, Wavre und Fleurus focht. Nach dem Verlust aller seiner Würden begab er sich 1815 auf seine Güter, ward aber 1816 aus Frankreich verbannt und hielt sich dann in Gent, sowie einige Jahre in Amerika auf, kehrte jedoch ohne Erlaubniß 1818 nach Frankreich zurück. Abermals verwiesen, blieb er auf einem Gute bei Gent, bis ihm die Rückkehr gestattet und er sogar unter den Generalen auf Halbsold wieder ins Heer aufgenommen wurde. In seiner Vaterstadt hat V., der am 15. Juli 1830 starb, ein Krankenhaus gestiftet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 553.
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