[675] Wechselbalg. Der mittelalterliche Aberglaube dachte sich darunter das Kind einer Hexe oder ähnlichen fabelhaften Unholdes, welches im Umgange mit dem Teufel erzeugt und in unbewachten Augenblicken an die Stelle eines neugeborenen menschlichen Kindes untergeschoben, dieses aber dafür entführt worden sein sollte. Dicke Köpfe und Bäuche, sowie Kröpfe galten als Kennzeichen der angeblichen Wechselbälge, welche viel schreien und grunzen, im Saugen an der Brust unersättlich sein, nie zu Verstande kommen und frühzeitig sterben sollten. Jede Misgeburt ward vom gemeinen Manne dafür angesehen und im 16. u. 17. Jahrh. waren noch sehr gebildete Leute von ihrem Vorkommen überzeugt. Von den Frauen in Krain ging die Sage, daß sie zuweilen welche von Schlangengestalt zur Welt brächten, die sich in ordentliche Kinder verwandelten, wenn man sie in ein Faß voll Wasser warf und bei beständigem Peitschen fragte, welch Handwerk sie lernen wollten, das eines Schneiders, Schuhmachers u.s.w., sobald das richtige genannt wurde. Der gemeinen Meinung nach sollte üble Behandlung überhaupt die Hexen bewegen, das echte Kind zurückzubringen und die Wechselbälge wieder mit fort zu nehmen, und dieser traurige Wahn mag manchem häßlichen Kinde das Leben gekostet haben, bevor die gänzliche Unbegründetheit und Unmöglichkeit Dessen, was man unter Wechselbälgen sich dachte, von der Aufklärung der Zeit begriffen wurde. Hoffentlich ist von diesem thörichten Aberglauben nirgend ein anderer Rest geblieben als der, daß misgestaltete Kinder mitunter Wechselbälge genannt werden.