Zinnober

[805] Zinnober (der), ein zur Öl- und Wassermalerei, zum Färben von Firnissen und Siegellack stark benutzter, eigenthümlich hochrother mineralischer Farbestoff, besteht aus Quecksilber (s.d.) und der mit ihm eine Verbindung eingehenden, größten Menge Schwefel und wird von der Natur gebildet (natürlicher oder Bergzinnober) als Schwefelquecksilber sowol krystallisirt (Zinnoberspath), als auch derb und erdig gefunden. In Europa kommt Zinnober zu Almaden in Spanien, zu Idria in Illyrien, in Kärnten, Rheinbaiern, Böhmen, Ungarn vor, wovon der span. der beste ist und zum Theil ohne weitere Zubereitung zu Farbe gemahlen werden kann. Der beste kommt aus China und Japan, vieler aus Peru, Mexico und Neugranada. Der meiste wird jedoch künstlich oder doch durch Reinigung des natürlichen Zinnobers mittels Sublimation hergestellt. Auf trockenem Wege wird er bereitet, indem ein Theil Schwefel geschmolzen und allmälig mit sieben Theilen Quecksilber zusammengerührt wird, bis die Verbindung erfolgt, welche von heftigem Geprassel und Feuererscheinung begleitet ist. Nach der Erkaltung findet sich eine röthlichschwarze Masse, welche zerrieben und der Sublimation (s.d.) unterworfen und dadurch erst schön roth wird. Die Herstellung des Zinnobers auf nassem Wege erfolgt, indem reines Quecksilber erwärmt mit concentrirter Auflösung von Schwefelkalium so lange zusammengerieben wird, bis alles Quecksilber sich in Zinnober verwandelt hat. Dieser wird dann noch mit Ätzkalilauge bei 35° R. so lange gerieben, bis er brennend roth erscheint. Die fabrikmäßige Bereitung des Zinnobers wird auf beiden Wegen nach verschiedenen Methoden betrieben, der schönste aber pflegt auf nassem Wege gewonnen zu werden. Den vorzüglichsten, Vermillon genannten erhielt man sonst aus China, bis es in neuerer Zeit gelungen scheint, ihn auch bei uns von gleicher Güte zu bereiten. Verfälscht wird der gemahlene Zinnober zuweilen durch Beimischung von Mennige (s. Blei), Ziegelmehl, Kreide.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 805.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: