[909] Verdauung (lat. digestio), chem. Prozeß, durch welchen die genossenen Nahrungsmittel infolge der Tätigkeit der Verdauungsorgane zur Aufnahme in das Blut geeignet werden, beginnt mit der Vor-V., die in der Zubereitung der Nahrung, ihrer Aufnahme, mechan. Zerkleinerung, der Einwirkung des Speichels (s.d.) und dem Akt des Verschluckens besteht. Durch die Magen-V., die etwa 2-8 Stunden dauert, werden, während der Speichel die Kohlehydrate in Zucker verwandelt, durch die Wirkung des Magensaftes, in dem ein Verdauungsferment das Pepsin, enthalten ist, die Eiweißkörper löslich gemacht, die gelösten Speisen werden zum Teil in die Blutgefäße der Magenwände aufgenommen, der Rest wird mit den festen Teilen zu Speisebrei, Chymus, verwandelt und in den Zwölffingerdarm hinübergepreßt. Darauf beginnt die Dünndarm-V., im sog. Dünndarm (s. Darm), indem der Rest der noch ungelösten eiweißartigen Nahrungsmittel durch den Darmsaft verflüssigt, die im Speisebrei noch vorhandene Stärke durch den Bauchspeichel in Zucker verwandelt wird und die fetten Substanzen durch die Galle und den Darmsaft in feine Teile zerteilt werden. Zuletzt folgt die Grimmdarm- oder Nach-V., bei welcher der fast nur aus unlöslichen Bestandteilen bestehende Rest des Speisebreies allmählich die Gestalt des Kotes annimmt. Im Dünndarm werden die durch die Verdauungssäfte löslich gemachten Substanzen aufgenommen und in die Chylusgefäße und von dort in die Blutbahn übergeführt. Die Verdaulichkeit der einzelnen Nahrungsmittel ist sehr verschieden; gut zerkleinerte, von den Verdauungssäften leicht zu durchdringende Nahrungsmittel sind leicht verdaulich, schwer verdaulich sind konzentrierte, stark fetthaltige kompakte Nahrungsmittel, oder solche, die den Darm abnorm reizen. (S. Ernährung, Nahrungsmittel, Stoffwechsel.) – Vgl. Ewald (3. Aufl., 2 Bde., 1890-93, Bd. 3, 1902), Graham (deutsch, 5. Aufl. 1893), Gamgee (1897), Poeche (1900).