Brüderschaften

[202] Brüderschaften, religiöse, sind Gesellschaften, welche sich gewöhnlich zu frommen, milden und wohlthätigen Zwecken vereinigt haben. Seit dem 12. Jahrhundert regte sich fast allgemein die Sehnsucht, mit der Kirche in möglichst naher Verbindung zu stehen. Aber nicht Alle wollten diese Sehnsucht durch das bind de Klostergelübde verwirklichen. Deßhalb vereinigten sich Gesellschaften zu[202] frommen Zwecken, der Krankenpflege etc. Dadurch wurde es den Gliedern solcher Gesellschaften möglich, wenigstens bei besondern Gelegenheiten als Religiosen zu erscheinen. Sie entstanden in der Regel unter dem Schutze der Kirche oder erhielten doch wenigstens die Genehmigung derselben. Solche Vereine oder Brüderschaften bildeten die Alexianer, welche im 14. Jahrhundert in den Niederlanden und in Deutschland entstanden. Sie machten es sich zur Pflicht, verlassene Kranke zu pflegen, Verunglückte und Hingerichtete zu begraben, Almosen zu sammeln und an Unglückliche und Leidende zu vertheilen. Von ihren armseligen Wohnungen hießen sie Celliten oder Cellbrüder, von ihren Klagegesängen (Lullen) bei Beerdigungen Lollharden oder Nollbrüder, und wegen ihrer Mäßigkeit Matemans. Gleichen Zweck hatte ein weiblicher Zweig dieser Brüderschaft, welche den Namen schwarze Schwestern führten. Die Brückenbrüder entstanden im 13. Jahrhundert in Frankreich und baueten und unterhielten Brücken, Straßen und Hospize, und machten die Straßen sicher. Brüderschaften der Büßer gab es fast von allen Farben. Sie setzten sich zum Ziele, gefallene Mädchen zur Tugend zurückzuführen, und Reisende zu geleiten und zu verpflegen. Die Brüderschaft der heiligen Dreieinigkeit sorgte für Aufnahme der Pilger und der in Hospitälern Genesenen. Für den Religionsunterricht der Jugend sorgten die Brüder und Schwestern der christlichen Schulen des Jesuskindes, gestiftet zu Paris 1678, und die 1645 in Paris geschlossene Brüderschaft der Schuster und Schneider für Belehrung unwissender Genossen dieser Handwerke. Die Barmherzigen (Brüder und Schwestern) stiftete 1540 Johann von Gott in Spanien, wies sie in den Bettelorden und gab ihnen schwarze Kleidung. Sie sind in der ganzen katholischen Christenheit verbreitet, haben Mönchsgelübde und stehen in Europa unter einem General. Sie sammeln Almosen und verpflegen durch dieselben in ihren Hospitälern arme Kranke. Die barmherzigen Schwestern bestehen aus[203] mehreren, von einander unabhängigen Congregationen. Außerdem gibt es noch die Familiaren, die Ritter der heiligen Hermandat, die Kalandsbrüder, die Kreuzträger u. a. m., so wie eine Menge andere, die kirchlich nicht anerkannt sind.

–t–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 202-204.
Lizenz:
Faksimiles:
202 | 203 | 204
Kategorien: