[98] Degenfeld, Marie Louise von, Marie Louise von, stammte aus einem altadeligen Hause, das ursprünglich in der Schweiz begründet war, späterhin aber sich nach Schwaben gewandt, und dort angesiedelt hatte. Sie wurde Hofdame bei der Gemahlin Karl Ludwigs, Kurfürsten von der Pfalz, doch ihre Reize, ihr Verstand, so wie die seine Ausbildung und die angeborene Grazie ihres ganzen Wesens machten sie zu einer gefährlichen Nebenbuhlerin ihrer Gebieterin, der Kurfürstin Charlotte, einer geborenen Prinzessin von Hessen-Cassel, die durch Stolz und Kälte die ohnehin nicht sehr leidenschaftliche Liebe ihres Gemahls zu ihr immer mehr zurück gestoßen, und ihm dadurch Veranlassung gegeben hatte, die von ihr abgewendeten Augen auf diese aufblühende und holdselige Schönheit zu richten. Unter dem Vorwand, sich in der lateinischen Sprache zu üben, entstand ein Briefwechsel zwischen dem Kurfürsten und dem Fräulein; doch die Kurfürstin, in deren Hände einst einer dieser Briefe fiel, ließ sich nicht täuschen, und die dadurch in ihr aufgeregte Eifersucht war so glühend, daß es zu den heftigsten Scenen zwischen ihr und ihrem Gemahl kam, und daß sie das Fräulein in seiner Gegenwart erschießen wollte. Seitdem lebte das fürstliche Paar getrennt, war aber keineswegs gesetzlich geschieden. Dessen ungeachtet ließ sich der Kurfürst im Jahr 7657 das Fräulein von Degenfeld an die linke Hand trauen, und erklärte sie öffentlich für seine Gemahlin. Vom Kaiser bestätigt und mit Zustimmung aller seiner Agnaten erhielt sie den Titel und Rang einer Raugräfin, und lebte mit ihm in einer sehr glücklichen Verbindung. Sie gebar ihm vierzehn Kinder, und starb zu seiner großen Betrübniß in ihrem letzten Wochenbett am 18. März 1677. Er ließ sie in Mannheim in der Eintrachtskirche auf das Prachtvollste bestatten, trauerte lange um sie, und ehrte ihr Andenken noch spät durch eine Münze, die er zur steten Erinnerung ihrer Verdienste prägen ließ.
A.