[289] Einflüsse nennt man alle die Einwirkungen, welche von außen oder selbst von innen als geistige Thätigkeit eine umstimmende Gewalt auf die Verhältnisse und besonders auf den Gesundheitszustand des menschlichen Körpers äußern. Das Gebiet derselben ist vermöge der durch die Kultur zu einer unnatürlichen Höhe gestiegenen Lebensweise sehr groß, und wir wollen die vorzüglichsten, welche Bezug auf den zarten Körper der Frauen haben, hier in der Kürze betrachten. Die erste, meistentheils untilgbare, Einwirkung äußert das Erbe von den Vorzügen und Mängeln der Eltern, die mit der Aehnlichkeit der Züge den Kindern die Anwartschaft auf Gesundheit oder Krankheit geben. Die Erziehung kann durch Befolgung der Natur die Ausbildung solcher Anlagen zwar vermindern, den Körper stählen und verbessern, wird aber auch den Körper noch mehr zur Ausbildung angeborner Anwartschaft[289] auf Leiden begünstigen, wenn die Eltern von dem unseligen Wahn befallen sind, durch zu große Sorgfalt, Darreichung vieler, die Grenzen der natürlichen Nothwendigkeit übersteigenden Genüsse, Angewöhnung von Dingen, die nie ein Bedürfniß werden sollten, ihren geliebten Kleinen eine Wohlthat erzeigen wollen. Einfachheit, Abhärtung, naturgemäßes Leben, sind die Palladien, welche Gesundheit, Kraft, Schönheit und Liebreiz allein dauerhaft zu erhalten vermögen. Der Geist wird durch die Erziehung erstarkt und in der Reinheit erhalten, welche die Glorie des schönen Geschlechtes ist; unverzeihliche Nachsicht, augenblickliche Erfüllung jeglichen indischen Wunsches, Erregung der Eitelkeit etc., zu frühe Anstrengung der Seele mit Hintenansetzung der Ausbildung des Körpers, der nur durch Uebung der Kräfte gedeiht, haben manches schöne, reich ausgestattete Gemüth, um seine Anwartschaft auf Erdenglück gebracht. In der frühesten Jugend schon wird der Grund zu den unabsehbaren und oft später nicht mehr zu ändernden Folgen gelegt, und es ist eine verderbliche Idee, das kleine Kind zur Erziehung noch nicht reif zu wähnen und bei sichtbaren Fehlern die Zucht auf Zeiten reifern Verstandes verschieben zu' wollen. Selbst das unbedeutend Erscheinende muß bei Kindern der Beachtung werth gehalten werden, Wartung und Pflege sind für gewissenhafte Eltern Gegenstande, die mit ernstem Blick auf die Zukunft verbunden sein müssen, denn es reihen sich an Kleinigkeiten Bedingungen und nothwendige Folgen von hoher Wichtigkeit. Als Beispiel diene die Gewohnheit, Kinder auf einem Arme zu tragen, und damit an den Gebrauch einer, meist der rechten Hand, zu gewöhnen. Die Natur stattete beide Arme gleich kräftig aus und wir sollen mit beiden gleich arbeiten und umgehen lernen. Brauchten wir beide gleich, so würde nicht eine Seite des Körpers vorzugsweise durch übende Anstrengung ernährt werden, die Schulter, der Rücken und Arm, die äußere und innere Brust würde nicht an der andern Seite schwächer, der Körper nicht so oft schief erscheinen, was später namentlich[290] durch das einseitig geübte Sticken in wirkliche Schiefheit ausartet. Mächtigen Einfluß übt die Nahrung auf unser lebenslängliches Befinden. Durch Näschereien wird der Grund zu vielen Bedürfnissen, die später oft unerreichbar sind und zu Krankheiten, namentlich dem Proteus derselben, den Drüsenleiden, gelegt. Wer seine Kinder frühzeitig an Reizmittel und Erzeugnisse des Eßluxus gewöhnt, legt einen Grund zu vielen Leiden, weil der Körper diese unnatürlichen Dinge nicht verträgt, da er nur für den Verbrauch einfacher Nahrung geschaffen ist. Der Knabe und Jüngling arbeitet vielleicht die schädliche Wirkung durch ein thätiges Leben voll Anstrengung wieder aus, das Mädchen aber, dessen Wirkungskreis beschränkter und mit minderem Kraftaufwand vereint ist, wird dadurch unnatürlich erhitzt und aufgeregt, und bei den im weiblichen Körper vorherrschenden edleren Funktionen sammelt sich diese Aufregung zu Leiden, die das naturgemäß erzogene Weib nie kennen lernt, die aber das Dasein verbittern und leider so häufig Geist, Herz und Seelenadel vergiften. Wohnung, Klima, Luft sind einflußreiche Gebieter auf den menschlichen Körper, nicht minder aber auch die Kleidung. Soll diese einerseits als Schutz gegen alle zu heftig wirkende atmosphärische Einflüsse dienen, so muß sie doch keineswegs diese zu ängstlich vermeiden (s. Abhärtung), oder, was leider nur zu oft der Fall ist, durch Schnitt und Form störend auf die Funktionen des Körpers selbst einwirken. Je mannichfaltiger aber die Einflüsse sind, denen der menschliche Körper und vor Allem das zartere, weibliche Geschlecht, vermöge seiner erhöhten Reizbarkeit unterworfen ist, je mehr unser körperliches Wohlbefinden davon abhängt, desto größere Aufmerksamkeit müssen wir denselben schenken, und eine sorgsame, nicht zu ängstliche Beobachtung seiner selbst, wird dabei die sicherste Führerin sein.
D.