Lopez de Vega

[404] Lopez de Vega, Don Felix Carpio berühmter spanischer Dichter, geb. 1562 zu Madrid. Er und Calderon gaben ihrem Vaterlande eine Nationalbühne, mit welcher unter den Modernen bloß die Engländer in die Schranken treten können. Die Anzahl seiner Schauspiele beläuft sich auf 1800, ungerechnet 400 autos sacramentales, religiöse Zwischenspiele, die bei kirchlichen Festlichkeiten aufgeführt wurden. Schon bei seinen Lebzeiten erfreute er sich einer allgemein verbreiteten Celebrität. Man nannte ihn das »Wunder der Natur und der Poesie.« Er beherrschte eine lange Zeit mach seinem Tode noch die Repertoirs aller span. Bühnen, und seine Stücke standen in einem solchen Ansehen, daß die Schauspieler sich dieselben gleich dem Golde zuwiegen lassen mußten. L. widmete sich in seinen späteren Jahren geistlichen Uebungen und starb 1635 als Malteserritter. Seine Dramen enthalten bei vielem[404] Verfehlten, vielem Schwulst, doch einen Reichthum an Poesie, Gluth der Phantasie und ungemeine Wahrheit der Charakteristik. In der Erfindung scheint dieser Dichter unerschöpflich zu sein. Man besitzt auch ein Epos »das eroberte Jerusalem« aus seiner Feder, welches sich durch viele wunderherrliche Einzelnheiten auszeichnet. – In der Ausführung war L. d. V. stets nachlässig. – Mehrere seiner Dramen sind von v. Soden, Richard und von der Malsburg in's Deutsche übersetzt worden. W. von Schlegel hat durch seine Vorlesungen viel zur Bekanntschaft mit diesem Dichter beigetragen.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 404-405.
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