[152] Schwan, der stolze Vogel des Apoll, der mit den blendendweißen Schwingen über die silbernen Wellen gleitet. Am Rande der ewigen Nacht des Todes, so erzählt die tiefsinnige Mythe [152] wird ihm ein Strahl der Weissagung aus den Höhen des ewigen Lichts; und mit bitterer Ironie entlockt ihm der Gott den ersten Sang, wenn er nur noch eine Sekunde den Lebensäther zu trinken hat. Der S. gehört zu den entenartigen Schwimmvögeln. Die bekanntesten Arten desselben sind: der schneeweiße, stumme S. mit rothem Schnabel, der gezähmt unsere Seen ziert. Die jungen kommen als Leckerbissen auf die Tafeln der Großen, besonders in Pasteten. Das Fett wird in den Apotheken verkauft, um die Runzeln und Schwielen der Haut und die Sommerflecken damit zu vertreiben. Die Häute, auf denen man nur die Flaumfedern sitzen läßt, sind wegen ihrer ungemeinen Wärme heilsame Umschläge auf kranke Glieder, und überhaupt ein zartes, warmes und kostbares Pelzwerk. Die Kiele aus den Fittigen dienen zum Schreiben, und aus den Flügel- und Schwanzfedern macht man Federhüte und Sultane. Die übrigen weißen, seinen Federn, und vorzüglich die Dunen, sind sehr theuer und werden zu weichen Bettkissen gebraucht. Der ebenfalls schneeweiße Singschwan oder wilde S. hat einen an der Spitze schwarzen am Ende gelben Schnabel. Aus seiner wunderbar gebauten Luftröhre kann er einen durchdringenden Ten von sich geben, welcher wahrscheinlich die Mythe vom Schwanengesange veranlaßt hat. Der schneeweiße, dichterische S. der alten Welt hat aber auch seinen diabolischen Antipoden, seinen dämonischen Doppelgänger: den schwarzen S., dessen ganzes Gefieder bis auf die gelblich weißen Schwungfedern schwarz ist, und der auf den Freundschaftsinseln und in Neuholland wild gefunden wird.
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