Name

[705] Name (onoma nomen) ist ein Wort (s. d.), sofern es etwas nennt, benennt, bezeichnet. Es sagt aus, was das (zur Zeit der Namenbildung oder aber objectiv-allgemeine) Kennzeichen einer Gruppe von Objecten, Vorstellungen bildet; in diesem »Meinen« seitens des Namens, in dem mit ihm verknüpften Bewußtsein liegt die Bedeutung (s. d.) des Namens.

PLATO unterscheidet onoma und rhêma (s. Urteil). – Die Scholastiker unterscheiden »nomina primae et secundae intentionis, impositionis«, Namen von Objecten, Namen von Redeteilen, »nomina absoluta, substantiva« und »adjectiva, connotativa«, d.h. Namen von Selbständigem, von Dingen, Namen z.B. von Eigenschaften, Beziehungen. Nach ALBERTUS MAGNUS bezeichnet der Name »substantiam cum qualitate« (Sum. th. I, 51). Nach WILH. VON OCCAM sind »nomina absoluta« »illa, quae non significant aliquid principaliter et aliud vel idem secundario, sed quicquid significatur per tale nomen atque primo significatur« (bei PRANTL, G. d. L. III, 364). »Connotativum« ist ein Name, »quod significat aliquid primario et aliquid secundario« (ib.; vgl. GOCLEN, Lex. philos. p. 446). – Die scholastische Unterscheidung von »nomina primae et secundae intentionis« findet sich auch bei F. BACON (Nov. Organ. I, 63). Ebenso unterscheidet die Logik von Port-Royal »nomina substantiva seu absoluta« und »nomina adiectiva et connotativa« (l.c. I, 2). HOBBES definiert: »A name or appellation... is the voice of a man arbitrary imposed for a mark to bring into his mind some conception concenzing the thing on which it is imposed« (Hum Nat. ch. 5, p. 20). »Nomen est vox humana arbitratu hominis adhibita, ut sit nota, qua cogitationi praeteritae cogitatio similis in animo excitari possit, quaeque in oratione disposita et ad alios prolata signum iis sit, qualis cogitatio in ipso proferente praecessit vel non praecessit« (Comput. p. 9). CHR. WOLF bestimmt: »Wir haben aber anfangs Wörter, dadurch wir die Arten und Geschlechter sowohl der vor sich als durch andere bestehenden Dinge andeuten, und diese pflegen wir die Namen der Dinge zu nennen« (Vern. Ged. I, § 300). JAMES MILL unterscheidet »notation« und »connotation« (Analys. C. 14, 2).

Nach HEGEL ist der Name »die Sache, wie sie im Reiche der Vorstellung vorhanden ist und Gültigkeit hat«, die »Existenz des Inhalts in der Intelligenz« (Encykl. § 462). Bei dem Namen bedürfen wir keiner Anschauung, »sondern der Name, indem wir ihn verstehen, ist die bildlose einfache Vorstellung. Es ist im Namen, daß wir denken« (ib.). J. ST. MILL definiert: »A name is a word taken at pleasure to serve for a mark which may raise in our mind a thought we had before and which being pronounced to others, may be[705] to them a sign of what thought the speaker had before in his mind« (Log. I, ch. 20, § 1). Die Namen beziehen sich auf die Objecte, nicht auf Vorstellungen von ihnen (ib.; vgl. Examin. p. 393). Es gibt absolute und connotative, »mitbezeichnende« Namen. Nach J. H. FICHTE ist der Name »der Begriff der Sache in seiner Unmittelbarkeit« (Psychol. I, 497). Das Benennen ist ein Act des begriffebildenden Denkens (l.c. S. 499). Nach HÖFFDING steht der Name als »Stellvertreter einer ganzen Reihe von Ähnlichkeitsassociationen« (Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 14. Bd.). Nach ROMANES bezeichnen die Namen generische Ideen (Geist. Entwickl. S. 80). SULLY erklärt: »Die Namen sind ein Kunstgriff, durch welchen wir die Resultate unserer analytischen Tätigkeit künstlich isolieren und auseinanderhalten können« (Handb. d. Psychol. S. 242). E. MACH sieht im Namen eines Begriffs einen »Impuls zu einer genau bestimmten, oft complicierten, prüfenden, vergleichenden oder constuierenden Tätigkeit, deren meist sinnliches Ergebnis ein Glied des Begriffsanfangs ist« (Populärwissensch. Vorles. S. 267). Ähnlich wie BRENTANO (Psychol. Bd. II, C. 6, § 3) und A. MARTY (Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 8. Bd., S. 293, 300) erklärt K. TWARDOWSKY: »Unter einem Namen hat man alles, was die alten Logiker ein kategorematisches Zeichen nannten, zu verstehen. Kategorematische Zeichen sind aber alle sprachlichen Bezeichnungsmittel, die nicht bloß mitbedeutend sind (wie des Vaters, um, nichtdestoweniger u. dgl.), aber auch für sich nicht den vollständigen Ausdruck eines Urteils... oder eines Glensentschlusses u. dergl...., sondern bloß den Ausdruck einer Vorstellung bilden« (Zur Lehre von Inhalt u. Gegenstand d. Vorstell. S. 11). »Die drei Functionen des Namens sind...: erstens die Kundgabe eines Vorstellungsactes, der sich im Redenden abspielt; zweitens die Erweckung eines psychischen Inhaltes, der Bedeutung des Namens, im Angesprochenen; drittens die Nennung eines Gegenstandes, der durch die von dem Namen bedeutete Vorstellung vorgestellt wird« (l.c. S. 12). WUNDT erklärt: »In nahem Zusammenhange mit der Abstraction steht... die Benennung der Erscheinungen. Sie ist eine Erzeugung der Isolation. Denn der Name eines Gegenstandes... bezeichnet stets ein einzelnes Merkmal. Hieran schließt sich aber sofort eine Generalisation an, indem der bei einem bestimmten Gegenstande geschaffene Name auf andere ähnliche Gegenstände übertragen wird, die er in eine Gattung zusammenfaßt« (Log. II, 14). Vgl. SIGWART, Log. I2, 59, 341, 351. – Vgl. Wort, Terminus, Synkategorematisch, Sprache, Begriff, Allgemeinheit, Nominalismus.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 705-706.
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