Scholastische Methode

[298] Scholastische Methode (Scholasticismus) ist charakteristisch durch die Spitzfindigkeiten (Subtilitäten) in der Wort- und Begriffsanalyse und Definition, in der übermäßigen Wertung des Abstract-Begrifflichen, Sprachlichen an Stelle des Ausgehens von der Erfahrung, von Tatsachen, Erlebnissen überhaupt. Im engeren Sinne besteht die Methode darin, daß »ein zugrunde gelegter Text durch Einteilung und Erklärung in eine Anzahl von Sätzen aufgelöst wird, daß daran Fragen geknüpft und die darauf möglichen Antworten zusammengestellt werden, daß endlich die zur Begründung oder Widerlegung dieser Antworten aufzuführenden Argumente in der Form von Schlußketten vorgetragen werden, um schließlich eine Entscheidung über den Gegenstand herbeizuführen« (WINDELBAND, Gesch. d. Philos. S. 248). Nach WUNDT besteht das Wesen des Scholasticismus »erstens darin, daß man in der Auffindung eines fest gegebenen und auf die verschiedensten Probleme in gleichförmiger Weise angewandten Begriffsschematismus die Hauptaufgabe der wissenschaftlichen Forschung erblickt, und zweitens darin, daß man auf gewisse Allgemeinbegriffe und Folgeseite auch auf die diese Begriffe bezeichnenden Wortsymbole einen übermäßigen Wert legt, wodurch dann eine Analyse der Wortbedeutungen, in extremen Fällen eine leere Begriffstüftelei und Wortklauberei an die Stelle der Untersuchung der wirklichen Tatsachen tritt, aus denen die Begriffe abstrahiert sind« (Philos. Stud. XIII, 345).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 298.
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