[66] Gerson (Schersong), der Kanzler u. »doctor christianissimus« der Pariser Universität, geb. 1363 zu Charlier in der Champagne, Schüler des P. dʼAilly u. berühmter Lehrer, verfocht mit der ganzen Entschiedenheit eines energischen Charakters die Beseitigung des päpstl. Schismaʼs durch Absetzung der Gegenpäpste und Wahl eines neuen Papstes sowie die Nothwendigkeit eines allgem. Concils (De modo pacificandi, reformandi ac uniendi ecclesiam), vertheidigte auf dem Konstanzerconcil mit großer Entschiedenheit den Satz, daß. das Concil über dem Papste stehe und eiferte gegen die damals sehr weit ausgedehnten päpstl. Reservationen, Taxen, Untauglichkeit u. Sittenlosigkeit des Clerus. Aber ein Vorläufer der Reformatoren war G. in keinem Sinne, denn er wollte Kircheneinigung anstatt der Trennung, verdammte den Huß und bewährte sich in seinen mystischen Schriften als ein so glaubenstreuer Katholik, daß er bis auf die neueste Zeit vielfach als Verfasser der Nachfolge Christi galt. Mit dem Herzog von Burgund verfeindet, weil G. den am Herzog von Orleans vollbrachten Mord öffentlich gerügt hatte, wagte dieser nicht, nach dem Concil nach Paris zurückzukehren. Zu Rattenberg in Tyrol soll er die Schrift »de consolatione theologiae« geschrieben haben, dann zog er sich in das Kloster der Cölestiner zu Lyon zurück und st. 1429. Gesammtausgabe von E. Dupin, Antwerpen 1706, 5 Fol., worin die Schriften nach Klassen geordnet sind.