Psalm

[629] Psalm, griech.-deutsch, Saitenspiel, Lied mit Saitenspiel, religiöses Lied, Loblied auf Gott; Buch der P. en, die im alten Testamente enthaltene Sammlung von 150 heil. Liedern verschiedener hebräischer Verfasser; dieselben sind anerkannt die Blüte aller religiösen Poesie, zugleich neben dem Hohenlied und einigen vereinzelt vorkommenden Liedern die einzigen Ueberreste der althebräischen Lyrik u. lassen sich näher unterscheiden als Lob- und Danklieder auf Gott, historische oder Nationalgesänge, Königs-P.en, welche den König als den Stellvertreter Jehovas besingen, religiösmoralische Lehrgedichte, Klag- und Buß-P.en, endlich als prophetische P.en. Der Talmud, A. Augustinus und Chrysostomus betrachteten den König David als Sänger sämmtlicher P.en, aber es ist zweifelhaft, ob er mehr oder weniger als die 73, welche ihm der jetzige hebr. P.entext zuschreibt (3–9, 11–32, 34–41, 51–65, 68–70, 86, 101, 103, 108–110, 122, 124, 131, 133, 138–145) verfaßte. Moses soll P. 90, König Salomo 72 und 127, Assaph, ein Sangmeister Davids 50, 73–83, eine levitische Sängerfamilie (die Söhne Korachs) 11 P.en (42, 44–49, 84, 85, 87, 88), der Esrachite Heman den 88. und Ethan den 89. P. zur Sammlung geliefert haben. Die alten Juden theilten das Buch der P. gleich dem Gesetz Mosis in 5 Bücher, weil es in heiliger Empfindung wiedergebe, was das Gesetz durch seine Ceremonien und Vorbilder der sinnigen Betrachtung vorstelle. Die Kirchenväter rühmten und empfahlen mit Recht die P.en als eine [629] unerschöpfliche Quelle der Weisheit u. Tugend voll der deutlichsten Weissagungen über die Geburt, Thaten und Verherrlichung des Gottessohnes. – Psalliren, P.en singen od. lesen; P. odie, P.engesang; Psalter, lat. psalterium, eine Sammlung von P. en; psalterium Marianum, heißt zuweilen der Rosenkranz, weil dabei 150 Ave Maria die 150 P.en ersetzen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 629-630.
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