[49] Sarpi, Paolo, mit seinem Ordensnamen Fra Paolo genannt, der kenntnißreiche u. geistvolle aber von Leidenschaftlichkeit verblendete Geschichtsschreiber des Tridentinerconciles, geb. 1552 zu Venedig, trat 12jährig in den Servitenorden u. zeichnete sich so aus, daß er schon 1578 Provincial und bald darauf Generalprocurator des selben wurde. Vom Hochmuth beherrscht, litt er in Folge seiner Studien und Lebenserfahrungen Schiffbruch am religiösen Glauben, u. hierin liegt der eigentliche Grund seiner Antipathie nicht nur gegen die Jesuiten und die röm. Curie sondern gegen den Katholicismus überhaupt. Bei der Inquisition des Umgangs mit Ketzern und Juden angeklagt, begab er sich in seine Vaterstadt und als diese mit Rom einen ingrimmigen Kirchenstreit begann, nahm er die Stelle eines Staatsrathes und Theologen der Republik an und leistete ihr in der That vortreffliche Dienste. Das Genie eines Historikers im Dienste des Hasses mißbrauchend, verfaßte S. seine Istoria del concilio Tridentino, dessen Handschrift sein Gesinnungsgenosse Dominis (s. d.) 1619 zu London veröffentlichte und die seitdem als Handhabe des Protestantismus gegen die katholische Kirche viele Uebersetzungen und Auflagen erlebt hat. Gegen S. traten im Kirchenstreite mit Venedig namentlich Baronius und Bellarmin (s. d.) in die Schranken, den Verunglimpfungen des Tridenterconciles setzte der Cardinal Pallavicini (geb. 1607 zu Rom. gest. 1667) seine Geschichte desselben Conciles entgegen. S. st. 1623 als Servitenmönch zu Venedig, nachdem er eine Reihe von Jahren ganz zurückgezogen gelebt hatte. Schriften für und gegen ihn von Micanzio, Layritz, Nave, Griselini, Buonafede, Marocco, Bassaglia u.a., die jüngsten von Moschini (18281 und Bianchi-Giovini (Zurigo 1836. 1847, Firenz. 1850).