[535] Dammar heißt im Malaiischen »Harz, Harzthräne, brennbares Harz, Fackel« und in übertragener Bedeutung auch »Licht« [2], [3]. Wir verliehen unter Dammar Harze verschiedener Abstammung, die in Europa seit etwa 150 Jahren bekannt geworden sind, obwohl schon Rumphius (geb. 1627) darüber Ausführliches mitgeteilt hatte. In der Heimat der Dammarpflanzen werden die Harze nach äußeren Merkmalen ohne Rücklicht auf die Stammpflanzen unterschieden, als: Dammar putih, weißes Harz; Dammar batu, Steinharz; Dammar itam, schwarzes Harz; Dammar mekon, gelbes Harz; Dammar mata kutjing, Katzenaugenharz. Die Dammarpflanzen gehören den Familien der Koniferen, Dipterocarpaceen und Burseraceen an [2], [3].
1. Das ostindische Dammarharz, das echte Dammar, die am meisten zu uns kommende und gebräuchlichste Ware [1], [2], [4], [5] flammt von dem sumatranischen Dammarbaume Shorea Wiesneri Schiffn. (Dipterocarpaceen) und vielleicht noch andern Shorea-Arten (Sh. selanica Blume); der Baum besitzt an der Stammbasis große Harzbeulen, und das Harz fließt aus Rissen freiwillig aus, oft in stalaktitischen Massen am Baume herabhängend; es wird aber auch durch Harzung gewonnen [1], [4]. Das Harz »bildet gerundete, längliche, birnförmige, knollige oder stalaktitische Stücke oder formlose Massen von verschiedener Größe und blaß-zitronengelber Farbe, die durchsichtig, trübe, am muscheligen Bruche glasglänzend, leicht zu einem weißen, fast geruchlosen Pulver zerreiblich sind, zwischen den Fingern etwas kleben, in Aether, Chloroform und Schwefelkohlenstoff reichlich, weniger in Weingeist löslich sind und stark klebende Lösungen geben. Das frische Harz hat einen balsamischen, terpentinartigen Geruch; beim längeren Lagern, wobei die Stücke an der Oberfläche mit einem weißen Pulver sich bedecken, wird es fast geruchlos; gekaut, zerfällt es in ein weißes, an den Zähnen nicht haftendes Pulver« [4]. B. Graf [5] findet eine zweibasische Säure C18H33O3 (1%), ferner in Alkohol unlösliche Bestandteile (40%) und einen in Alkohol löslichen Teil mit der Formel C10H42O2. Nach Tschirch und Glimmann [6] ist Dammar in Chloroform, Benzol, Schwefelkohlenstoff und Schwefelsäure vollständig, in Aether, Alkohol, Toluol, Aceton, Anilin, Petroleumäther und Essigsäure nur teilweise löslich. Dieselben Autoren fanden in Dammar folgende Stoffe: Dammarolsäure, eine kristallinische Resinolsäure C54H77O3(OH)(COOH)2 = 23%, Wasser 2,5%, Asche 3,5%, Unreinigkeiten 8,0%, α-Dammar-Resen (alkohollöslich) 40,0%, β-Dammar-Resen (alkoholunlöslich) 22,5%, ätherisches Oel, Bitterstoff, als Verlust bezeichnet 0,5%. Dammar erweicht bei 75° C. und wird bei 150° klar und dünnflüssig; in Chloralhydrat quillt es nur auf, während andre Sorten sich darin lösen. Die verschiedenen Löslichkeitsverhältnisse in Alkohol leisten keine[535] brauchbaren Unterscheidungscharaktere (Verfälschung mit Kolophonium nach Schweißinger, Pharm. Zentralblatt, Bd. 28, S. 459), wohl aber die Säurezahl, die nach Kremel 31 beträgt. Rowland Williams gab für drei Proben Dammar an:
Nach früheren Angaben enthält Dammar etwas Gummi und mineralische Substanzen [7]. Spez. Gew. 1,041,12. Ferrichlorid und Bleiacetat fällen nach Hirschsohn nicht, konzentrierte Schwefelsäure färbt rot. 2. Als Dammar wird auch das Harz von der Konifere Dammara orientalis Lamb. (gleich Agathis Dammara Richard) bezeichnet; es bildet den Manilakopal (s. Kopal) [2]. 3. Das australische oder neuseeländische Dammarharz von Dammara australis Don. bildet den Kaurikopal des Handels. 4. Dammar selan, ein gelbes, bräunliches und selbst schwarzes Harz von Kolophoniumgeruch, sehr leicht pulverisierbar, stammt von Shorea selanica Blume und deren Varietät latifolia (s. oben 1.). 5. Schwarzer Dammar (Dammar itam) stammt von Canarium-Arten, gehört also zu den Elemiharzen (Burseraceen). 6. Das Saulharz [2], [3] flammt von Shorea robusta Roxb. Der Piney-Dammar ist ein Talg von Vateria malabarica. Die Abfälle bei der Auslese der Stücke werden geschmolzen, erscheinen in festem Zustande als schlackenartige, graugrünliche Massen und bilden den Kunstdammar oder holländischen Dammar. Die Lösung des Dammars (aber nur der farblosen Stücke) in Terpentinöl heißt Dammarlack (s.d.). Seine Farblosigkeit und Klarheit sowie der nicht zu grelle Glanz lassen eine ausgebreitete technische Verwendung [7] desselben zum Firnisüberzug für Gemälde, zu lichtem Anstrich für lichtes Holz, zur Einschließung mikroskopischer Objekte u.s.w. zu. In der Pharmakopöe bildet er einen Bestandteil des Emplastrum adhaesivum.
Literatur: [1] Martiny, Encyklopädie der mediz.-pharmazeut. Naturalien- und Rohwarenkunde, Leipzig 1859, Bd. 2, S. 654. [2] Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, Leipzig 1900, 2. Aufl., Bd. 1, S. 253264; daselbst reichliche Literaturangaben. [3] Müller, C., Ueber Dammar und Dammar liefernde Pflanzen, Ber. der pharmaz. Gesellschaft, 1891, Bd. 1, S. 363382. [4] Vogl, A., Arzneikörper, Kommentar zur 7. Ausgabe der österr. Pharmakopöe, Wien 1892, Bd. 2, S. 449. [5] Graf, Archiv d. Pharmazie, 1889, Bd. 27, S. 97. [6] Archiv d. Pharmazie, 1896, Bd. 234, S. 585. [7] Andés, Fabrikation der Lacke, Wien 1895, S. 347.
T.F. Hanausek.