Talg [1]

[415] Talg (Unschlitt, Inselt), bei gewöhnlicher Temperatur feste Fette, die von verschiedenen Wiederkäuern gewonnen werden und aus Stearin, Palmitin und Olein in wechselnder Zusammensetzung bestehen.

Schmelzpunkt des Hammeltalgs bei 46–47° C, Erstarrungspunkt bei 32–36° C, Schmelzpunkt des Rindtalgs bei 43–45° C, Erstarrungspunkt bei 27–35° C. Bei Trockenfütterung der Tiere wird der beste (festeste), bei Fütterung mit Brauerei- und Brennereiabfällen der geringste Talg erzielt. Man gewinnt ihn aus dem Fett entweder durch Ausschmelzen oder Auskochen mit darauf folgendem Auspressen (trockene Schmelze) oder durch Zerstörung der Fettzellwände mit chemischen Mitteln in geschlossenen Kesseln (nasse Schmelze). Im letzteren Falle hat man nur einen Verlust von 5–8%, im ersteren von ca. 15%. Talg ist ein sehr bedeutender Handelsartikel; er wird nach seinem Titer und der Farbe bewertet (mit Talgtiter wird der Erstarrungspunkt seiner Fettsäuren bezeichnet) und dient hauptsächlich zur Fabrikation von Seifen, Stearinsäure, Kerzen und Nahrungsmitteln (s. Kunstbutter). Die Hauptproduktionsländer für Talg sind heute Australien und die La-Plata-Staaten.


Literatur: Schaedler, Technologie der Fette und Oele, 2. Aufl., Leipzig 1892, S. 482 ff.; Lewkowitsch, Chem. Technologie der Oele, Fette und Wachse, Braunschweig 1905, 2. Bd., S. 391 ff.; Deite, Handbuch der Seifenfabrikation, 1. Bd., 3. Aufl., Berlin 1906, S. 88.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 415.
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