[570] Sandstrahlgebläse dienen dazu, Sand mit großer Geschwindigkeit auf härtere Materialien, wie Metalle, Glas, Gesteine, Holz u.s.w., aufzuschleudern. Dabei übt der Sand eine abschleifende Wirkung auf diese Gegenstände aus.
Das Verfahren findet sehr vielfach Anwendung, z.B. in Gießereien zum Putzen der Gußstücke (Entfernung des anhaftenden Formmaterials), in Verzinkereien zum Dekapieren (Herstellen einer metallisch reinen Oberfläche) der zu verzinkenden Gegenstände, in Werkzeugfabriken zum Entfernen von Rückständen aus Härtebädern, in Feilenfabriken zum Reinigen und Schärfen der Feilen (s. Feilenfabrikation), in der Glasindustrie zum Mattieren und Verzieren von Glas, ferner in der Schmuckwarenindustrie, in Emaillierwerken, Porzellan-, Steingut- und Tonplattenfabriken, Knopffabriken, in der Möbelindustrie (s. Xylectipom), bei Gebäuden und Eisenkonstruktionen zum Reinigen, in Steinhauerwerkstätten zur Herstellung von Inschriften und Verzierungen, beim Zinkdruck zum Körnen der Zinktafeln, in Materialprüfungsanstalten zur Bestimmung der Abnutzbarkeit von Gesteinen und andern Baumaterialien [1] u.s.w.
Sollen Verzierungen, Inschriften u.s.w. auf Gegenständen angebracht werden, so müssen Schablonen, die für Glas z.B. aus Papier bestehen können, angewendet oder schützende Lack- oder Fettschichten aufgetragen werden.
Um dem Sand die entsprechende Geschwindigkeit zu verleihen, wird ein Luft- oder ein Dampfstrom verwendet.
Bei der Verwendung eines Luftstroms ist ein Gebläse notwendig. Der Sand kann hierbei entweder auf der Saugseite (Vakuumgebläse) oder auf der Druckseite in den Luftstrom eingeführt und zur Wirkung gebracht werden. Die Vakuumgebläse werden wenig angewendet, weil eine gute Reinigung des Luftstroms von Sand und Staub (z.B. durch Hindurchsaugen durch Wasser [2]) notwendig ist, ehe er in den Ventilator oder das Kapselgebläse eintritt; für[570] kleine Sandstrahlgebläse werden auch Balggebläse angewendet. Der dem Sand auszusetzende Gegenstand wird entweder in das Innere eines luftdicht verschließbaren Behälters gebracht oder er dient selbst zum luftdichten Bedecken einer Oeffnung des Behälters [2]. Bei den Sandstrahlgebläsen, bei welchen der Sand auf der Druckseite des Gebläses in den Luftstrom eintritt, kann dessen Zuführung durch einen von der Druckluft erzeugten Saugluftstrom geschehen, der den Sand mitführt (Saugsandstrahlgebläse, Fig. 1); sie besitzen demgemäß eine besondere Leitung A für die Zuführung des Sandes aus dem Sandbehälter B, der in einer Düse in den vom Kompressor C gelieferten Luftstrom, der zunächst den Windkessel D passiert, eintritt. Bei den Drucksandstrahlgebläsen befindet sich der Sand in einem während des Betriebs geschlossenen Behälter E (Fig. 2, Anordnung von A. Gutmann in Ottensen), in den ein Teil des vom Gebläse erzeugten Luftstroms eintritt, der den Sand durch eine mit der Hauptleitung F verbundene Leitung in die erstere überführt; die Zwischenkammer D, die von G aus mit Sand gefüllt wird, dient als Vorratsbehälter für Sand, der nach Drehen des Hahns H in den Raum E hineingedrückt wird. Da der Sand innerhalb der Hauptleitung mit großer Geschwindigkeit sich bewegt, so findet eine rasche Abnutzung der Leitungen und Düsen statt. Um diesen Nachteil zu vermeiden, läßt die Badische Maschinenfabrik in Durlach bei ihrem Schwerkraftsandstrahlgebläse den Sand erst in der Düse durch seine eigne Schwere in den Luftstrom eintreten; der Sandbehälter muß also über der Düse und außerdem bei kontinuierlichem Betrieb ein Elevator für den Sand angeordnet werden. Bei Verwendung von Dampf kann der Sand oder auch Sandschlamm (für seine Mattierungen) durch die Wirkung seiner eignen Schwere in die zur Düse führende Leitung (Fig. 3 und 4) oder an der Mündung der Düse in den Dampfstrom eingeführt oder aber durch Anordnung einer Saugdüse in der Dampfleitung ein Luftstrom angesaugt werden, der den Sand mitführt. Muß ein Feuchtwerden der mit dem Sandstrahl zu behandelnden Gegenstände bezw. Schablonen verhütet werden, so wird durch einen (von der Saugdüse D, der vom Wasserabscheider W aus durch die Leitung a Dampf zugeführt wird [Fig. 3 und 4], erzeugten) Luftstrom der Dampf nach dem Austritt aus der Mischdüse M nach rückwärts oder seitwärts abgesaugt. Der Sand wird auf die zu behandelnden Gegenstände durch Düsen von kreisförmigem oder schmalem rechteckigem Querschnitt aufgeblasen. Die Gegenstände werden je nach Form u. f w. auf Drehtischen (Fig. 5), fahrbaren Tischen (Fig. 6) oder endlosen Transportbändern, in Rollfässern (Fig. 7) (eventuell mit kontinuierlicher Ein- und Austragung [3]) an den Düsen vorbeibewegt. Für große sperrige Arbeitsstücke, ferner für Gebäude und Eisenkonstruktionen wird der Freistrahl (nach Art des Schlauchspritzens), Fig. 1, angewendet. Um die beim Freistrahl lästige Staubentwicklung auf einen geschlossenen Raum zu beschränken,[571] werden z.B. in Gießereien Putz- oder Blashäuser angewendet, innerhalb deren der Freistrahl zur Wirkung kommt. Für die Reinigung von Gebäuden, Brücken u.s.w. werden die Sandstrahlgebläse samt Antriebsmotor fahrbar angeordnet. Ueber Einzelheiten vgl. [2].
Literatur: [1] Mitteilungen aus den Technischen Versuchsanstalten zu Berlin 1901, S. 211; 1904, S. 103; Baumaterialienkunde 1902, S. 24. [2] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1902, S. 676 und 711 (Die Sandstrahlgebläse). [3] Werkstattechnik 1907, S. 181.
A. Widmaier.
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