[91] Börsen, öffentliche Gebäude großer Handels- und Seestädte, in welchen sich zu bestimmter Tageszeit die Kaufleute versammeln, um in persönlicher Rücksprache Handelsgeschäfte zu erledigen.
Die Lage des Gebäudes wird zweckmäßig im Mittelpunkte der Geschäfte, an einem großen Platze von allen Seiten zugänglich sein. Als Haupträume sind erforderlich: ein oder mehrere Börsensäle im Erdgeschoß, nur wenig über Straßenhöhe gelegen, und durch zwei Geschosse gehend, oben mit Galerie für das Publikum. Den Zugang bilden offene Vorhallen, welche bequeme Anfahrt für Wagen und Eingang für Fußgänger bieten, sowie eine große Eingangshalle zum Aufenthalt für Boten, Diener und solche, die nicht zum Eintritt in den Hauptraum berechtigt sind. Daneben Kleiderablagen, Waschkabinette und Aborte u.s.w., ferner Verwaltungszimmer, Kontrollen, Post- und Telegraphen- sowie Fernsprechräume in genügender Zahl, Zimmer für Makler und Zeitungsberichterstatter, Lese- und Schreibzimmer, eine Druckerei für die Kurszettel. Außerdem ist für eine bequeme Abgabe von Erfrischungen in der Halle selbst oder in den Zugängen zu sorgen.
Außer Verbindung mit den Börsenräumen können stehen: a) Eine Speisewirtschaft, Café oder Konditorei mit den nötigen Nebenräumen, b) vermietbare Geschäftsräume für Handelsgesellschaften u. dergl. mit Vorstands-, Arbeits- und Sitzungszimmern; Verkaufsräume für Tabak- und Zigarrengeschäfte, Friseure u.s.w., c) kleine Dienstwohnungen für den Hausmeister, Pförtner, Heizer; auch für Kassen- und andre Beamte. Die architektonische Gestaltung des Aeußern wie des Börsensaales soll von bedeutender Wirkung sein. Die innere Einrichtung des Saals muß reichliche Tagesbeleuchtung mit Oberlicht oder besser Nordlicht bieten. Auch ist in allen Räumen künstliche Beleuchtung und zentrale Heizung vorzusehen. Als Beispiel für eine mittelgroße Anlage sei auf die Börse zu Frankfurt a.M. [4] hingewiesen.
Literatur: [1] Baukunde des Architekten, II. Bd., 6. Teil, 1904, S. 174 ff. [2] Handbuch der Architektur, IV. Teil, 2. Halbbd., 2. Heft, S. 247 ff. [3] Zeitschr. f. Bauwesen 1888, S. 162; Börse von Antwerpen. [4] Frankfurt a.M. u. seine Bauten 1886, S. 265. [5] Berlin u. seine Bauten 1896, S. 350; Börse von Leipzig. [6] Bremen u. seine Bauten 1900.
Weinbrenner.