[265] Haarfärbemittel. Von einem guten Haarfärbemittel verlangt man, daß es leicht aufzutragen, daß die Färbung eine möglichst natürliche und haltbare ist und daß es keine schädlichen Substanzen enthält. Die natürlichsten Färbungen erhält man, wenn man schwarzfärbende Mittel anwendet, wobei zu berücksichtigen ist, daß der eigentümliche Ton der blauschwarzen Haare nicht nachzuahmen ist. Am wenigsten natürlich sind die Mittelfarben hellbraun und blond. Die meisten Mittel gestatten eine rasche Färbung; jedoch wird von vielen Leuten, um die Täuschung möglichst vollständig zu machen, eine allmähliche Färbung vorgezogen. Eine derartige allmähliche, freilich nur sehr schwache dunklere Färbung erzielt man durch Anwendung von Haarölen und gewissen tierischen Fetten, die einen geringen Gehalt an Schwefel haben, besonders dem Eieröl. Ferner werden Mittel, die erst durch den Sauerstoff der Luft oder den Schwefelgehalt der Haare in gefärbte Verbindungen übergehen, wie Nußschalenextrakt, Gerbsäure, Pyrogallussäure und viele Metalle, letztere hauptsächlich in Pomaden- oder Haarölform, zur allmählichen Verdunklung der Haare benutzt. Die Haarfärbemittel unterscheidet man als vegetabilische Färbemittel, als metallhaltige Färbemittel und als Färbemittel mit synthetischen Farben [1].
Von vegetabilischen Haarfärbemitteln ist besonders die Henna zu nennen, das getrocknete und gepulverte Kraut (und Wurzel) der Lawsonia inermis. Die orientalischen Frauen benutzen dieses Pulver vielfach, um Kopfhaare und Nägel rotbraun zu färben. In Europa wird Henna dazu benutzt, um das vor mehreren Jahren moderne Mahagonirot der Haare zu erzielen.[265] Die durch Henna rot gefärbten Haare erhalten eine schöne schwarze Farbe, wenn sie nachträglich mit Indigo behandelt werden. Der frische Preßsaft und das frische Parenchym grüner Wallnußschalen oder der unreifen Wallnüsse färben helle oder graue Haare allmählich dunkel bis nußbraun. Zum Färben der Haare dienen vielfach Metallsalze. Von diesen sind die Bleisalze wegen ihrer giftigen Wirkung in Deutschland und Oesterreich verboten. Silber findet als salpetersaures Silber Verwendung. Kupfersalze geben mit gewissen Stoffen, wie Ferrocyankalium, Kaliumsulfhydrat, Calciumsulfhydrat, Pyrogallussäure, dunkelbraune Färbungen. Von Kupfersalzen wird am häufigsten Kupfersulfat in ammoniakalischer Lösung angewandt. Hierdurch werden die Haare schön braun gefärbt. Von Eisensalzen lassen sich alle, bis auf Eisenchlorid, zum Haarfärben verwenden. Lösliche Eisensalze allein machen das Haar durch Bildung von Schwefeleisen dunkler; man verwendet jedoch stets eine zweite Substanz, die mit dem Eisen dunkelgefärbte Verbindungen liefert, wie Schwefel, Gerbsäure oder Pyrogallussäure. Auch werden Mischungen von Eisensalzen und Kupfersalzen gebraucht. Von synthetischen Färbemitteln ist vor allem das Paraphenylendiamin zu nennen. Es ist ein wasserlöslicher, farbloser Körper, der mit Oxydationsmitteln einen schwarzen Farbstoff gibt, der unter dem Namen »Bandowsky-Base« bekannt ist. Um die Oxydation zu beschleunigen, fügt man den Lösungen etwas Wasserstoffsuperoxyd zu.
Literatur: [1] Deite, Handb. d. Parfümerie- und Toiletteseifenfabrikation, Berlin 1891, S. 221; H. Mann, Die moderne Parfümerie, 2. Aufl., Augsburg 1909; Seifenfabrikant 1914, Nr. 49, S. 1272, Nr. 50, S. 1297.
Deite.