[357] Almoraviden und Almohaden, Namen zweier nordafrikanisch-span. Dynastien. Moraviden (arab. murabitîn, eigentlich Grenzwächter, dann Vorkämpfer, eifrige Gottesdiener, Einsiedler) nannten sich die Anhänger des im 11. Jahrh. unter den Berberstämmen zwischen Senegal und Atlas puritanisch missionierenden muslimischen Glaubenseiferers Abdallah ibn Jasin. Ihr erster, von Abdallah eingesetzter, Herrscher, Abu Bekr, gründete nach Abdallahs Tod (1059) Marokko (1062). Sein Nachfolger Jusuf ibn Taschfin erweiterte die Macht der Almoraviden, schlug, von dem Emir von Sevilla (s. Abbadiden) zu Hilfe gerufen, die Christen 1086 bei Sallaka und unterwarf sich, 1090 zum zweitenmal herbeigerufen, das ganze arabische Spanien. Bald aber wurde die Macht der Almoraviden wieder gestürzt von einer neuen, von Mohammed ibn Tumart im Atlasgebirge gestifteten fanatischen Sekte, den Muwahhedin oder Almohaden (»Anbeter des Einen wahren Gottes«), die 1147 unter des »Kalifen« Abd el Mumen Anführung Marokko eroberten, den letzten Almoraviden, Ishak, töteten und ihre Macht dann auch über Spanien ausbreiteten. Unter Jakub el Manßûr (Almansor) gewannen sie 1195 bei Alarcos einen großen Sieg über die Kastilier, wurden aber unter Jakubs Nachfolger Mohammeden Naßir von den verbündeten Königen von Kastilien, Aragonien und Navarra bei Navas de Tolosa jenseit der-Sierra Morena 1212 aufs Haupt geschlagen. Mit dieser Niederlage ist der Verfall der muslimischen Macht in Spanien entschieden; die nächste Folge war die Vernichtung der Herrschaft der Almohaden auf der Pyrenäischen Halbinsel. Auch in Afrika war sie nicht mehr von langer Dauer: innere Zwiste lähmten die Kraft der Dynastie, und die inmitten dieser Kämpfe aufgekommenen Benu Merin (s. Meriniden) machten der Herrschaft der Almohaden 1269 ein Ende. Vgl. Dozy, History of the Almohades (2. Ausg., Leiden 1881); Derselbe, Geschichte der Mauren in Spanien, Bd. 2 (deutsch, Leipz. 1874); A. Müller, Der Islam, Bd. 2 (Berl. 1887).