Amálfi

[406] Amálfi, Stadt in der ital. Provinz Salerno, am Ausgang eines engen Felsentales am Meerbusen von Salerno gelegen, mit Vietri und Salerno durch eine schöne, der Felsenküste abgewonnene Kunststraße, mit Sorrent durch eine höchst malerische Straße über den Rücken der Halbinsel verbunden. A. ist Sitz eines Erzbischofs, hat eine normannisch-roman. Kathedrale mit phantastischer, spitzbogiger Vorhalle, prächtigen Erztüren, ein hoch an der Felswand über dem Meer gelegenes, 1899 durch einen Bergsturz beschädigtes ehemaliges Kapuzinerkloster, jetzt Gasthof, und (1901) 6681 Einw., welche Fabrikation von Papier und Makkaroni und Schiffahrt betreiben. 1 km östlich von A. liegt Atrani, eigentlich Vorstadt von A., mit Kastellruine, Kirche aus dem 10. Jahrh. und (1901) 1671 Einw., Geburtsort des Masaniello. – Der Sage nach wurde A. von römischen Familien, die auf der Reise nach Konstantinopel Schiffbruch litten, gegründet. Nach dem Einfall der Langobarden verblieb es dem oströmischen Reiche. Später gewannen einzelne Patrizierfamilien die Gewalt, aus denen sich Grafen, dann Herzöge erhoben. 1127 mußte A. dem Grafen, später König Roger von Sizilien huldigen. Seitdem sank die Stadt; Handel und Wohlstand wurden durch Plünderungen der Pisaner 1135 und 1137 ganz vernichtet. Am meisten blühte Amalfis Handel im 10. und 11. Jahrh. Das Seerecht von A. (Tabula Amalphitana) stand bei allen das Mittelmeer befahrenden Nationen in An sehen. Die Kaufherren von A. hatten Niederlagen in Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Aus dem in letzterer Stadt durch den Kaufmann Pantaleon Mauro aus A. errichteten Hospital nahm der Johanniterorden (s. d.) seinen Ursprung. Vgl. Camera. Memorie storiche diplomat. dell' antica città e ducato di A. (Salerno 1876–81, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 406.
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