Arĭadne

[755] Arĭadne, Tochter des Königs Minos von Kreta und der Pasiphaë, gab, in Liebe entbrannt, dem Theseus (s. d.), als er den Minotauros zu töten kam, ein gefeites Schwert und einen Faden (daher Ariadnefaden), mittels dessen er sich nach vollbrachter Tat aus den Irrgängen des Labyrinths wieder herausfand, und entfloh mit ihm, der jedoch auf der Insel Naxos die Schlummernde verließ. Da erscheint Dionysos und erhebt sie zu seiner Gemahlin. Zeus verleiht ihr Unsterblichkeit; ihr Brautgeschenk, eine Krone, ein Werk des Hephästos, versetzt er unter die Gestirne. Ursprünglich eine Gol theit der bald erblühenden, bald absterbenden Vegetation wurde sie teils mit Gebräuchen der Trauer, teils der ausgelassensten Luft gefeiert. So hatte sie auf Naxos als die Verlassene ein Trauer-, als die Vermählte ein Freudenfest. Auch in Athen waren dem Jubel der dem Dionysos und ihr als Weingöttern gefeierten Oschophorien Trauergebräuche beigemischt. Ihr Mythus, namentlich ihre Auffindung durch Dionysos, ist häufiger Gegenstand antiker Reliefs und Wandgemälde (vgl. O. Jahn, Archäologische Beiträge, Berl. 1847, S. 251 ff.). Bekannt ist die Statue der schlafenden A. im Vatikan sowie die trauernde A. (früher Agrippina genannt) in Dresden. Danneckers Meisterwerk zu Frankfurt a. M. stellt A. als Braut des Dionysos auf dem Panther reitend dar. Melodramatisch behandelte den Mythus Georg Benda (»A. auf Naxos«). Vgl. Pallat, De fabula Ariadnaea (Berl. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 755.
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