Bähung

[277] Bähung (Fomentatio), Anwendung kalter oder warmer, trockner oder feuchter Umschläge auf leidende Teile des Körpers, um ihnen Wärme zuzuführen oder zu entziehen und Heilzwecke zu erreichen. Feuchtwarme Bähungen (Breiumschläge, Kataplasmen) in Form von breiigen Substanzen werden aus Leinkuchen, Senfmehl, Leinsamen, Semmel, Grütze, schleimhaltigen Pflanzenblättern, die man mit Wasser kocht, bereitet. Die breiförmigen Massen streicht man fingerdick auf Leinwand (oder Mull), schlägt diese von allen Seiten her ein und legt das Päckchen auf den leidenden Teil. Die Kataplasmen wirken fast allein durch die feuchte Wärme und sollen bei entzündlichen Zuständen die Eiterbildung befördern, Schmerzen mildern, Geschwüre umstimmen. Die Temperatur der heißen Umschläge beträgt bis 60°. Gegen Wärmeverlust wird es am Körper durch ein Stück Kautschuktuch, über das ein wollenes Tuch kommt, geschützt; der Umschlag muß, sobald er sich abgekühlt hat, längstens alle 1/2-1 Stunde, erneuert werden. Stets muß man ein zweites gewärmtes Kataplasma vorrätig halten. Viel benutzt werden neuerdings die Cataplasmes instantanés, die aus getrockneten, quellbaren Blättern von Fucus-Arten bestehen. Trockenwarme Bähungen, wie wollene Tücher, Watte, Pelz, Kräutersäckchen und ähnliche Mittel, leisten nicht mehr als jede andre warme Bedeckung des kranken Teiles. Über kalte Umschläge vgl. Abkühlung und Kühlapparate. Die sogen. Prießnitzschen Umschläge wirken, ob man sie kalt oder warm anlegt, durch feuchte Wärme; man legt ein nasses Tuch um den betreffenden Körperteil, steckt es mit Nadeln fest und schützt es durch übergelegte Gummi- und Wolldecken. – In Frankreich versteht man unter Fomentationen bestimmte Abkochungen, die warm mittels Schwamm oder Flanell auf die Haut gepinselt werden.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 277.
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