Bergkrankheit

[677] Bergkrankheit, krankhafter Zustand, der Menschen und manche Säugetiere beim Ersteigen hoher Berge befällt, besteht in Übelkeit und Erbrechen, Brustbeklemmung unter Vertiefung und Beschleunigung der Atmung, Herzklopfen, Schwindel und Muskelschwäche. Die Erscheinungen können sich bis zur Ohnmacht steigern, auch können Blutungen in die Haut, aus den Schleimhäuten, den Lungen und den Nieren erfolgen. Je schneller der Mensch große Höhen erreicht, um so heftiger treten die Symptome auf. Für Herz- und Lungenkranke ist die B. gefährlich. Ein Teil der Erscheinungen ist auf verminderten Sauerstoffgehalt des Blutes infolge der starken Luftverdünnung auf hohen Bergen zu beziehen, der durch gesteigerte Herz- und Atemtätigkeit nur bis zu einem gewissen Grad und in individuell verschiedenem Maß ausgeglichen wird. Als mitwirkende Ursache ist die starke Anstrengung des Körpers und des Geistes bedeutungsvoll. Dem Wegfall eines normalen Lebensreizes durch abnorm niedrigen Kohlensäuregehalt des Blutes (Akapnie) legt Mosso große Bedeutung bei. Zur Behandlung wendet man belebende Mittel: Riechmittel, Kognak etc., an; auch benutzt man mit komprimiertem Sauerstoff gefüllte Apparate zur Einatmung dieses Gases. In den Anden, wo man die B. als Mal di Puna bezeichnet, dient das Kauen von Kokablättern als Heilmittel. Vgl. Art. »Luftdruck« und Schrötter, Zur Kenntnis der B. (Wien 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 677.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika