Bosio

[252] Bosio, 1) François Joseph, Baron, Bildhauer, geb. 19. März 1769 in Monaco, gest. 29. Juli 1845 in Paris, war Schüler von Pajou in Paris, bildete sich aber dann in Italien selbständig nach der Antike aus. Napoleon I., der ihm die Arbeiten an der Vendômesäule übertrug, zeichnete ihn mehrfach aus, ebenso Ludwig XVIII., der ihn zu seinem ersten Bildhauer, und Karl X., der ihn zum Baron ernannte. Zuletzt war er Direktor der Akademie der schönen Künste. Für den Garten der Tuilerien schuf er den Herkules im Kampf mit Acheloos. Das Louvre besitzt einen Hyacinth (1816), der besonders durch die Schönheit des Rumpfes ausgezeichnet ist. Auch seine Nymphe Salmacis (1824) ist eine äußerst liebliche Gestalt. Unter seinen Denkmälern sind die hervorragendsten: die Statue des Herzogs von Enghien (1817), die Reiterstatue Ludwigs XIV. auf der Place des Victoires (1822), Heinrich IV. als Kind, in Marmor (1823), das Monument des Grafen Demidow in Bronze (1830). Bosios Werken sind Anmut der Form, Harmonie der Linien und geschmackvolle Ausführung eigen.

2) Ferdinando, ital. Schriftsteller, geboren im April 1829 zu Alba in Piemont, gest. daselbst 16. Okt. 1881, studierte zu Turin und gewann sich mit dem lyrischen Büchlein »Soffio di vita« (1848) das Lob der Kritik. 1848 kämpfte er für die nationale Unabhängigkeit. Nachdem er hierauf verschiedene Lehrämter bekleidet hatte, ernannte ihn der Unterrichtsminister Coppino 1867 zum Chef seines Kabinetts. Dieselbe Stelle hatte B. unter Broglio inne und nochmals 1876 und 1878 unter Coppino. Von seinen lyrischen Gedichten sind noch zu erwähnen: »La Democrazia«, »Le fantasie orientali« (1853) und »Parce sepultis« (Pinerolo 1874). Als Erzähler wußte B. echt volkstümliche Töne anzuschlagen, so in den »Scene e racconti domestici« (Rom 1874) und vorzüglich im »Popolano arricchito« (Mail. 1876). Unter seinen übrigen, durch eleganten Stil und beredte Sprache ausgezeichneten Schriften steht die »Storia popolare de' papi« (Turin 1861 u. ö.) obenan. Er veröffentlichte ferner: »Guerrazzi e le sue opere« (1865), »Roma papale« (1873), »Ricordi personali« (1878) und die gesammelten Aufsätze »Un po' di tutto« (1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 252.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika