[477] Eisberichte, telegraphisch übermittelte Nachrichten über die Eisverhältnisse in deutschen Küstengewässern, melden besonders, inwieweit das Eis die Schifffahrt hindert, und berichten über die durch Eisgang in der Bezeichnung der Fahrwasser hervorgerufenen Veränderungen (Vertreiben, Einziehen, Wiederauslegen wichtiger Seezeichen, z. B. von Feuerschiffen und Ansegelungstonnen, Festsitzen von Schiffen im Eise, Tätigkeit der Eisbrecher) in den deutschen und dänischen Gewässern (Skagerrak, Kattegat, Großer Belt etc.). Auf 65 Eisbeobachtungsstationen werden innerhalb ihres Gesichtskreises im Ost- und Nordseegebiet sowie auf 15 dänischen Stationen während des Winters regelmäßige Beobachtungen angestellt und den Küstenbezirksämtern in Kiel für die Ostsee, in Wilhelmshaven für die Nordsee nach vereinbartem Chiffersystem telegraphisch gemeldet. Die Zusammenstellungen der Eismeldungen (Ost- und Nordsee-Eisberichte) gehen den Behörden und Eissignalstationen zu und können durch die Post bezogen werden. Vorüberfahrenden Schiffen geben die Eissignalstationen auf Verlangen über Eisverhältnisse mit Flaggensignalen Auskunft. Über folgende Beschaffenheit der Küstengewässer geben die E. Auskunft: eisfrei, leichtes loses Eis, strichweise Treibeis, dünne Eisdecke, zusammengeschobenes Eis, starkes Treibeis, starke Eisdecke, schweres Eistreiben, dichte starke Eismassen; ferner ob die Schiffahrt unbehindert, erschwert oder geschlossen, nur für Segelschiffe erschwert oder geschlossen, nur mit Schlepper- oder Eisbrecherhilfe oder nur für starke Dampfer möglich ist. Die E. erscheinen als Beilagen zu den Wetterberichten der deutschen Seewarte in Hamburg. Für Eismeldungen vom Atlantischen Ozean sind alle Schiffe angewiesen, die geographische Lage der beobachteten Eisberge den Hafenbehörden anzuzeigen; diese Mitteilungen trägt die Seewarte in Hamburg in die Monatskarten des Nordatlantischen Ozeans ein. Dieselben Karten enthalten auch eine Prognose der wahrscheinlichen Treibeisgrenze auf den Neufundlandbänken für den betreffenden und den nächstfolgenden Monat. Ähnliche Karten geben die hydrographischen Ämter in Washington und London heraus. Auf Grund der Eismeldungen werden nötigenfalls, wie z. B. im April 1903, die international vereinbarten Dampferwege zeitweilig südlicher gelegt. Auch die sich begegnenden Schiffe geben einander Nachricht über die beobachteten Eisberge.