Eisenbahnkrisen

[530] Eisenbahnkrisen, wirtschaftliche Störungen in der Entwickelung des Eisenbahnwesens, meistens zusammenhängend mit Störungen (Krisen) des wirtschaftlichen Gesamtlebens oder mit politischen Umwälzungen. E. sind bisher nur in Verbindung mit dem Privatbahnsystem (s. Eisenbahnpolitik) entstanden und fast in allen Ländern vorgekommen, die bedeutendsten und verbreitetsten in den 1840er Jahren und Anfang der 70er Jahre. Zu ihrer Überwindung hat meistens der Staat seine Unterstützung gewährt. In Deutschland war schon Ende der 1830er Jahre eine planlose Überstürzung in Eisenbahnunternehmungen eingetreten, welche die Regierungen zwang, durch Zuschüsse oder Zinsgarantien (s. Eisenbahnsubventionen) oder durch eigne Übernahme des Baues der Bahnen Hilfe zu leisten. Ende der 40er Jahre verschloß sich infolge der politischen Unruhen der Geldmarkt den Eisenbahnunternehmungen von neuem. 1862–64 begann sich die Eisenbahnspekulation wieder zu heben und stieg nach 1866, besonders aber nach 1870/71 zu schwindelhafter Höhe, wobei namentlich der Eisenbahnunternehmer Strousberg (s. d.) eine große Rolle gespielt hat. Die Eisenbahnkrise der 70er Jahre führte zu den ausgedehnten Verstaatlichungen in Preußen und beseitigte auch in andern Ländern das Vorurteil gegen die Staatsbahnen. Vgl. Röll, Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens (Wien 1890–95, 7 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 530.
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