[250] Gabriēli, 1) Andrea, Orgelspieler und Komponist, geb. um 1510 in Venedig, gest. daselbst 1586, einer der Meister, in denen der Übergang der musikalischen Weltherrschaft von den Niederländern auf die Italiener sich verkörpert, Schüler Willaerts, war zweiter Organist an der Markuskirche zu Venedig, ein hochangesehener Lehrer, dem unter andern Hasler seine Ausbildung verdankt. Er ist einer der ersten Pfleger der doppelchörigen (acht- und mehrstimmigen) Schreibweise und mit seinem Neffen (s. Gabrieli 2) der Begründer einer kunstmäßigen Instrumentalmusik (Orchestersonaten, Orgelkanzonen). Eine große Zahl von Werken (Messen, Motetten, Kirchenkonzerte, Madrigale und Orgelstücke) erschien im Druck.
2) Giovanni, geb. 1557 in Venedig, gest. daselbst 12. Aug. 1612, Schüler und Neffe des vorigen, seit 1585 erster Organist der Markuskirche, überragt seinen Oheim an Gestaltungskraft, ist aber durchaus sein Nachfolger und Geisteserbe. Ihm verdankte Heinrich Schütz seine Ausbildung. Die Abklärung der niederländischen Polyphonie zum harmonischen Satz, die den Palestrinastil einleitet, schreitet bei den beiden G. merklich fort. Eine epochemachende Neuerung ist die orgelmäßige Oktavverdoppelung und Unisonoführung von Stimmen im Doppelchor, die G. zuerst wagte. Während Andrea G. den Generalbaß noch nicht kennt, scheint Giovanni G. zu dessen Mitschöpfern zu zählen. Seine Kanzonen und Sonaten blieben lange für die junge Instrumentalkomposition vorbildlich. Viele seiner Werke erschienen zusammen mit solchen des Oheims. Seine Hauptwerke sind die »Symphoniae sacrae« (619stimmig, erschienen in zwei Teilen 1597 und 1615) und »Canzoni e sonate« (322stimmig, 1615). Vgl. Winterfeld, Joh. G. und sein Zeitalter (Berl. 1834).