Germersheim

[657] Germersheim, Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Pfalz, am Einfluß der Queich in den Rhein, Knotenpunkt der Linien Schifferstadt-Speyer-G., Landau-G. und andrer Linien der Pfälzischen Eisenbahn, 124 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Progymnasium, Amtsgericht, Forstamt, Sprit- und Preßhefenfabrik, Holzimprägnierungsanstalt, Kunststeinfabrik, Bierbrauerei, Fischerei, Schiffahrt und (1900) mit der Garnison (Infanterieregiment Nr. 17,2 Bataillone Fußartillerie Nr. 2 und eine Kompagnie Train Nr. 2) 5868 meist kath. Einwohner. Beim Abschluß des zweiten Pariser Friedens wurde G. zu einer Bundesfestung bestimmt; indes ward erst 1835 zum Bau geschritten. Gegenwärtig ist G. sturmfrei, besitzt aber auf dem rechten Rheinufer einen Brückenkopf und ist von mehreren Forts umgeben. – G. soll das alte römische Kastell und Standquartier Vicus Julii sein und gehörte später zum Hausgut der Salier. Die um die von Konrad II. erbaute Burg entstandene Stadt erhielt 1276 das Recht von Speyer und wurde Reichsstadt. Sie ward 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayer an Kurpfalz verpfändet, das bald darauf auch den dortigen Rheinzoll erhielt. 1644–50 war die Stadt im Besitz der Franzosen, die sie aber auf Grund des Westfälischen Friedens an Kurpfalz zurückgeben mußten. 1674 nahmen sie die Franzosen unter Turenne wiederum ein und schleiften die Mauern. 1688 ergriffen sie von Stadt und Amt auf Grund der Ansprüche Ludwigs XIV. auf pfälzische Gebietsteile abermals Besitz. Dies führte zum verheerenden Germersheimer Erbfolgekrieg, dem der Friede von Ryswyk 1697 ein Ende machte. Nach päpstlichem Schiedsrichterspruch von 1702 räumten die Franzosen die Pfalz und G., das 1715 von neuem befestigt ward. Am 19. und 22. Juli 1793 siegten die Österreicher unter Wurmser und Hohenlohe hier über die Franzosen unter Beauharnais. Vgl. Probst, Geschichte der Stadt und Festung G. (Speyer 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 657.
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