Gerold

[658] Gerold, eine der bedeutendsten Firmen des deutschösterreichischen Buchhandels in Wien, gegründet durch Joseph G. (geb. 1747, gest. 1801), der 1775 die[658] Universitätsbuchdruckerei und Verlagsbuchhandlung von Leop. Kalliwoda erwarb und 1776 zum Universitäts- und zum kaiserlichen Reichshofbuchdrucker und 1780 zum Universitätsbuchhändler ernannt wurde. Ihm folgte nach seinem Tode seine Witwe und 1807 sein Sohn Karl G. (geb. 1783, gest. 23. Sept. 1854), der das väterliche Geschäft erweiterte, vor allem die Sortimentsbuchhandlung zur ersten unter allen österreichischen erhob, aber auch die übrigen Geschäftszweige bedeutend fortbildete. Speziell für den österreichischen Buchhandel wurde er wichtig als Mitbegründer des Vereins österreichischer Buchhändler (1845 mit A. Hartleben); dem deutschen Gesamtbuchhandel diente er während der Jahre 1838–50 als Mitglied verschiedener Ausschüsse des Börsenvereins. Er war zugleich einer der ersten Förderer der Lithographie, mit deren Erfinder er in geschäftlicher Verbindung stand, aber auch sonst nach verschiedenen Richtungen für gemeinnützige Zwecke erfolgreich tätig. Nach seinem Tode führten seine Söhne Friedrich (geb. 1813, gest. 7. Okt. 1886) und Moriz (geb. 1815, gest. 6. Okt. 1884), bereits seit 1843 Teilhaber, unter der Firma Karl Gerolds Sohn das Geschäft in gleichem Geist fort; 1868 trat auch Friedrich G. jun. (geb. 1842) in das Geschäft ein. Der steigende Umfang der Verlagsunternehmungen und die große Bedeutung der Buchdruckerei veranlaßten die Besitzer, das Sortimentsgeschäft 1867 an Hugo Pauli und Theodor Demuth abzutreten, die es unter der Firma Gerold u. Komp. fortführten. Nach dem Tode Hugo Paulis (1891) trat dessen Sohn Hugo als Teilhaber in das Sortimentsgeschäft und ist seit dem Rücktritte Demuths (1896, gest. 6. Dez. 1901) alleiniger Inhaber. Die alte Firma »Karl Gerolds Sohn« verblieb seitdem nur dem Verlagsgeschäft und der Druckerei. Ihre Besitzer waren 1885–95 Friedrich G. (s. oben) und Hermann Manz (geb. 1839 in Regensburg, gest. 14. Okt. 1896), vom 1. Juli 1895 ab letzterer allein. Nach dem Ableben von Hermann Manz hatte dessen Witwe bis 1900 die Firma allein inne; 1901 wurde sie in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Der wissenschaftliche wertvolle Buch- und Zeitschriftenverlag der Geroldschen Verlagsbuchhandlung weist eine glänzende Reihe bedeutender Namen auf.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 658-659.
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