Guéroult

[498] Guéroult (spr. gerū), Adolphe, franz. Publizist, geb. 29. Jan. 1810 in Radepont (Eure), gest. 21. Juli 1872 in Vichy, Sohn eines reichen Industriellen, war ein begeisterter Anhänger des Saint-Simonismus und ging 1836 im Auftrag des ältern Bertin nach Spanien, von wo aus sowie später über Italien er für das »Journal des Débats« äußerst anziehende und sachkundige Artikel schrieb, die später als selbständige Werke erschienen. 1842–48 bekleidete er verschiedene Konsulate. Von der provisorischen Regierung seiner Stelle enthoben, hielt er es mit den Verteidigern der demokratisch-sozialen Revolution und schrieb zahlreiche Artikel zuerst für den »Crédit«, nachher für die »République«. Durch den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 sah er seine literarische Tätigkeit auf industrielle Fragen beschränkt, die er namentlich in der Zeitschrift »L'Industrie« erörterte. Seit 1857 Hauptredakteur der »Presse«, gründete er 1859 ein neues politisches Tageblatt, »L'Opinion nationale«, das Organ der durch den Prinzen Napoleon inspirierten imperialistischen Demokratie. 1863 bis 1869 im Gesetzgebenden Körper, gehörte er zur demokratischen und antiklerikalen Opposition. Nach dem Sturz des Kaiserreichs trat er für die gemäßigte Republik auf. Seine wichtigern Arbeiten erschienen gesammelt als »Études de politique et de philosophie religieuse« (1862).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 498.
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