Heliographie

[140] Heliographie (griech., »Sonnenschrift«) im engsten Sinne des Wortes heißen solche Methoden der Bilderzeugung, die allein mit Sonnenlicht arbeiten, während nach dem Beschlusse des internationalen Photographenkongresses von 1889 das Wort »Photo« bei allen Prozessen anzuwenden ist, bei denen eine beliebige Lichtquelle wirkt. Im weitern Sinne des Wortes ist H. ein Sammelname für verschiedene Methoden, mittels Photographie erzeugte Bilder durch geeignete Ätzverfahren auf Metall zu übertragen, und mittels Druckerschwärze und Pressen zu vervielfältigen. Nach der ältesten Methode der H. überzog man eine Stahlplatte mit einer dünnen Asphaltschicht, belichtete unter einem Negativ, wusch mit Terpentinöl, wobei die belichteten Asphaltstellen zurückbleiben und an den nicht belichteten Stellen das Metall bloßgelegt wird, ätzte dann mit Salpetersäure oder andern Ätzmitteln ein vertieftes Bild und brachte dies ähnlich wie Stahlstiche zum Abdruck. In neuerer Zeit-finden die heliographischen Stahlätzungen (neben Ätzungen in Messing) wieder Anwendung zur Erzeugung dauerhafter, tiefgeätzter Stempel, wie sie z. B. die Buchbinder gebrauchen oder auch Schriftgraveure an Stelle gestochener Stahlplatten. Für den Illustrationskunstdruck wurde der Stahl durch Kupferplatten und der Asphalt durch die empfindlichern Gemische von Leim (Gelatine) und Kaliumbichromat ersetzt unter Verwendung[140] von Eisenchlorid als Ätzflüssigkeit. Man verwendet H. sowohl für Strichreproduktion als für Halbtonbilder. Das heliographische Halbtonverfahren wird jedoch meistens mit dem Namen Heliogravüre bezeichnet. Heliographische Ätzungen auf Zinkplatten pflegt man Zinkotypien zu nennen. Die Bezeichnung H. wird mitunter auch gleichbedeutend mit Photogalvanographie (s. d.) gebraucht. Vgl. auch »Heliotypie« u. Volkmer, Die Photogravüre (Halle 1895); Husnik, Die H. (2. Aufl., Wien 1888); Hübl, Die photographischen Reproduktionsverfahren (Halle 1898); Eder, Ausführliches Handbuch der Photographie, Bd. 4 (2. Aufl., das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 140-141.
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