Karatschi

[615] Karatschi (Karachi, Kurrachee), Hauptort des gleichnamigen Distrikts (36,556 qkm mit [1901] 607,828 Einw.) der britisch-ind. Provinz Sind (Präsidentschaft Bombay), am äußersten Nordende des Indusdeltas, nahe dem Ostabfall der Pabberge Belutschistans, im Hintergrund einer Bai, zu der eine 5,6 km breite Einfahrt zwischen Manora Point (mit Leuchtturm und Fort) und der Insel Kiamari hindurchführt. Bei letzterer legen die Schiffe an; Endstation der Industalbahn. Ein 4,6 km langer Hafendamm verbindet die Insel mit der Stadt. Diese, durch eine vorzügliche Wasserleitung versorgt, ist im modernen englischen Stil erbaut, enthält mehrere Kirchen und Schulen, einen großen Palast des Commissioners, Bibliothek, Museum, fünf Banken, große Baumwollenpressen, Eisenwerke, ist Sitz eines deutschen Konsuls und einer Handelskammer und hat (1901) 116,663 Einw. (48,169 Hindu, 60,003 Mohammedaner, 6098 Christen), davon in der nahen Militärstation 8019 (2162 Christen). Die reichen Europäer bewohnen die Villenstadt Clifton. K. ist an die Stelle des jetzt weit von der Küste liegenden Schah Bandar getreten, doch verlangt der Hafen dauernd beträchtliche Kosten, um vor Versandung durch die der Küste entlang getriebenen Ablagerungen des Indus gesichert zu werden. K. ist der einzige Seehafen der Provinz Sind. Seine kommerzielle Bedeutung verdankt K. in erster Linie der überraschenden Zunahme des Weizenbaues im Pandschab, als dessen Ausfuhrhafen es gelten kann. Hauptsächlich werden ausgeführt: Weizen, Tee, Ölsaaten, Wolle, Baumwolle, Felle, Knochen und Knochenmehl; die gesamte Handelsbewegung belief sich 1901 auf 79 Mill. Rupien. Es liefen 1900: 162 Dampfer von 283,811 Ton. ein, darunter die der British India Steam Navigation Co., der Hall Line, der Messageries Maritimes und Hansa (Bremen). – Die Stadt kam 1842 unter britische Herrschaft als unbedeutender Ort mit 14,000 Einw. unter dem Herrscher von Haidarabad.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 615.
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